- Lichtsinn
Lichtsinn, die Fähigkeit des Auges, Helligkeiten sowie Differenzen in der Lichtstärke wahrzunehmen, ist um so ausgebildeter, je geringere Differenzen unterschieden werden und je kleiner die Helligkeit ist, die das Auge im Dunkeln noch wahrnimmt. Bei vielen Netzhautkrankheiten ist der L. stark herabgesetzt. Der Grad des Lichtsinnes wird mittels des Försterschen Photometers oder durch Massonsche Scheiben bestimmt.
Versetzt man eine schwarze Scheibe (Fig. 1), auf der sich ein weißer Sektorabschnitt befindet, in schnelle Rotation, so vermischt sich das Schwarz des Grundes mit dem Weiß des Sektors derartig, daß ein grauer Ring erscheint, der um so heller ist, je breiter, um so dunkler, je schmäler der weiße Anteil ist. Der Versuch besteht nun darin, daß man durch sukzessive Verringerung seiner Breite schließlich dahin gelangt, daß der graue Ring eben noch von dem schwarzen Grund unterschieden wird. Das Verhältnis der Breite des Sektors zum ganzen Kreis gibt dann das Maß für die Größe der Unterschiedsempfindlichkeit.
Ein andres Verfahren ist von Bouguer und Lambert (1760) zuerst angegeben worden. Ist ab (Fig. 2) eine weiße Tafel, S ein vor ihr aufgestellter Stab und L und L1 zwei Kerzen, so entstehen auf der Tafel zwei Schatten, ein dunklerer (l), der der Kerze L, und ein hellerer (l1), der der entferntern Kerze L1 entspricht. Der schwächere Schatten l1 wird beleuchtet von der Flamme L, der dunklere von L1, der Grund der Tafel von beiden Flammen. Entfernt man nun die Kerze L so weit, daß der Schatten l1 gerade noch wahrgenommen wird, so läßt sich aus den Entfernungen der Flammen an der Tafel das Helligkeitsverhältnis des Tafelgrundes und des von L1 entworfenen Schattens und damit die Unterschiedsempfindlichkeit des beobachtenden Auges berechnen. Mittels solcher Methoden hat man gefunden, daß zwei verschieden große Helligkeiten voneinander noch unterschieden werden, wenn die eine um 1/100-1/186 stärker ist als die andre. Bei mittlerer Tageshelligkeit ist nach Aubert die Unterschiedsempfindlichkeit am größten. Derselbe Forscher hat auch die geringste Helligkeit zu ermitteln gesucht, die noch imstande ist, eine Lichtempfindung hervorzurufen (»Reizschwelle« nach Fechner). Im vollständig verdunkelten Zimmer wird zu diesem Zweck ein in einem der Fensterläden befindlicher, mit mattem Glas gedeckter Spalt so lange vergrößert, bis man bei der von ihm ausgehenden Beleuchtung einen in bestimmter Entfernung angebrachten Papierstreifen von bestimmter Größe gerade erkennt. Nach demselben Prinzip ist das Photometer von Förster konstruiert. Der Bestimmung der Reizschwelle stellt sich dabei indessen die Adaptation der Netzhaut, ihre Anpassung an verschiedene Helligkeitsgrade, hindernd in den Weg, die Empfindlichkeit für Licht wächst nämlich mit zunehmender Aufenthaltsdauer im Dunkelzimmer. Im übrigen vgl. Gesicht.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.