Lützen

Lützen

Lützen, Stadt im preuß. Regbez. und Kreis Merseburg, unweit des Floßgrabens, an der Staatsbahnlinie Plagwitz-Lindenau-Rippach-Poserna, hat eine alte evangelische und eine kath. Kirche, ein schönes Rathaus mit einer Statue Gustav Adolfs von Schweden, ein Denkmal des Kaisers Wilhelm I., ein altes Schloß, Waisenhaus, Amtsgericht, Zuckerfabrik, Dampfmolkerei und (1900) 3838 meist evang. Einwohner. – L., an der seit 1300 wichtigen Straße Erfurt-Weißenfels-Leipzig gelegen, ist denkwürdig durch eine Hauptschlacht des Dreißigjährigen Krieges 16. (6.) Nov. 1632 zwischen den Schweden unter Gustav Adolf und den Kaiserlichen unter Wallenstein. Von Nürnberg war Wallenstein, von Gustav Adolf verfolgt, nach Sachsen aufgebrochen. Der König lagerte bei Naumburg, rückte aber auf die Kunde, daß Wallenstein Pappenheim nach Halle geschickt habe und von Weißenfels nach L. zurückgewichen sei, ihm 15. Nov. nach. Wallenstein rief daraufhin Pappenheim zurück und stellte sich nördlich von der nach Leipzig führenden Straße mit der Front nach Süden so auf, daß sich die Reiterei auf dem rechten Flügel unter Holk an L., auf dem linken unter Gallas an den Floßgraben lehnte. Die Schweden rückten am Morgen des 16. Nov. in zwei Treffen von der Rippach gegen die Kaiserlichen vor. Sie zählten etwa 14,000 Mann, die Kaiserlichen ohne Pappenheim 12,000 Mann. Durch eine Linksschwenkung kam der rechte Flügel der Schweden an den Floßgraben, der linke dicht an L. zu stehen; unter heftigem Artilleriefeuer der Kaiserlichen überschritt der König die Straße, kam gegen Mittag an den Feind, und nun begann die eigentliche Schlacht.

Kärtchen zur Schlacht bei Lützen (16. November 1632).
Kärtchen zur Schlacht bei Lützen (16. November 1632).

Den rechten Flügel führte Gustav Adolf selbst, um Wallenstein am Vormarsch auf Leipzig zu hindern, und warf die Kaiserlichen allmählich zurück; Pappenheim traf mit seiner Reiterei ein und griff sofort an, wurde jedoch tödlich verwundet; Octavio Piccolomini aber mit zwei Regimentern hielt dem Angriff des blauen und des gelben Regiments mit unerschütterlicher Tapferkeit stand. Gustav Adolf führte ein neues Regiment vor; in dem von neuem hereinbrechenden Nebel entstand ein furchtbares Handgemenge, in dem der König selbst tödlich getroffen zu Boden sank. Über seiner Leiche tobte der Kampf weiter. Die Schweden, zur Wut entflammt, fochten unter Herzog Bernhard und General Kniphausen; mit größter Erbitterung und Entschlossenheit wurde von beiden Seiten gekämpft, bis die Nacht hereinbrach. Herzog Bernhard drängte endlich die Kaiserlichen zurück, deren Reiterei sich zur Flucht wandle, während die Infanterie noch standhielt. Wallenstein, selbst verwundet, brach die Schlacht ab; Pappenheims Fußvolk, das noch am Abend eintraf, deckte seinen Rückzug nach Leipzig, den er mit Hinterlassung mehrerer Geschütze antrat. Die Schweden lagerten die Nacht auf der Walstatt, gingen aber 17. Nov. nach Weißenfels zurück. Einen entscheidenden Sieg hatten sie nicht erfochten; der moralische Gewinn der Behauptung des Schlachtfeldes wurde durch den Verlust des Königs mehr als aufgewogen. Seine Leiche wurde unweit eines großen Feldsteins unter einem Haufen von Toten, von den Hufen der Pferde fast bis zur Unkenntlichkeit zertreten, gefunden. Lange erhielt bloß dieser sogen. Schwedenstein das Andenken an den König; aber infolge der Gedächtnisfeier des Sieges 1832 wurde über dem Stein ein gotisches Denkmal von Gußeisen errichtet. In einem Privatmuseum zu L. befinden sich zahlreiche Erinnerungen an die Schlacht. Vgl. Vincke, Die Schlacht bei L. am 6. Nov. 1632 (Berl. 1832); G. Droysen, Die Schlacht bei L. (»Forschungen zur deutschen Geschichte«, Bd. 5, Göttingen 1862); »Gedruckte Relationen über die Schlacht bei L.« (1. Heft der »Materialien zur neuern Geschichte«, Halle 1880). – Eine zweite Schlacht bei L. 2. Mai 1813 wird richtiger nach dem südlich von L. gelegenen Dorf Großgörschen benannt. Weiteres s. Großgörschen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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