Lübeck [3]

Lübeck [3]

Lübeck, zum Großherzogtum Oldenburg gehöriges Fürstentum (s. Karte »Oldenburg«), an der Ostsee (Lübecker Bucht) zwischen holsteinischem und lübeckischem Gebiet gelegen, 541 qkm (9,83 QM.) groß mit (1900) 34,340 Einw., davon 392 Katholiken und 15 Juden, bildet eine wellenförmige, größtenteils fruchtbare, von Wäldern, Seen und anmutigen Hügel ketten durchzogene Ebene. Die Bevölkerung ist niedersächsischen Stammes und fast ausschließlich evangelisch. Das Fürstentum, von der Ostholsteinischen und der Eutin-Lübecker Bahn durchschnitten, zerfällt in die Stadtgemeinde Eutin und die Ämter Eutin und Schwartau. Hauptstadt und Sitz der Regierung ist Eutin, woselbst sich auch der Provinzialrat von elf Mitgliedern versammelt. – Das Land gehörte ursprünglich zum Gebiete des Hochstifts Lübeck (vgl. Lübeck [Stadt], S. 758,2. Spalte). König Otto I. gründete 948 in der Stadt Aldenburg (Oldenburg) in Wagrien (dem östlichen Holstein) ein Bistum, das dem Erzstift Bremen unterstellt ward. Adalbert von Bremen trennte 1052 die beiden Bistümer Ratzeburg (s. d.) und Mecklenburg (-Schwerin) ab. Der heil. Vicelin, der Apostel der Wagrier und Obotriten, war hier Bischof 1149–54. Im J. 1163 verlegte Heinrich der Löwe den Sitz des Bistums nach Lübeck, die Residenz des Bischofs aber war Eutin. Nach Heinrichs Ächtung wurde das Bistum reichsunmittelbar, und unter Bischof Heinrich III. drang 1530 die Reformation in Lübeck ein. Nach seinem Tode (1535) wurde Detlev v. Reventlow erster evangelischer Bischof, 1586 aber wählte das Domkapitel den Herzog Johann Adolf von Holstein-Gottorp, und weil dieses Haus die Säkularisierung des Hochstifts im Westfälischen Frieden verhinderte, so wählte das Kapitel fortan stets Bischöfe aus dem Hause Holstein-Gottorp. Als 1802 durch den Hauptdeputationsrezeß das Bistum und Domkapitel aufgehoben wurden, erhielt der Herzog von Oldenburg die genannten Besitzungen zur Entschädigung für die Aufhebung des Elsflether Weserzolles als weltliches Fürstentum, wobei jedoch der Stadt Lübeck die Domgebäude u. einige Kapitelsdörfer zufielen. Nachdem Oldenburg 1842 das holsteinische Kirchspiel Gleschendorf gegen das Kirchspiel Ratekau durch Vertrag mit Dänemark eingetauscht hatte, erwarb es 1867 das holsteinische Amt Ahrensböck von Preußen. Das Wappen ist ein goldenes, schwebendes, mit einer silbernen, goldverzierten Bischofsmütze bedecktes Kreuz im blauen Feld. Vgl. Laspeyres, Die Bekehrung Nordalbingiens und die Gründung des Wagrischen Bistums Aldenburg-Lübeck (Brem. 1864); »Codex diplomaticus Lubecensis«, 2. Abt. (Oldenb. 1856); Alberts, Das Fürstentum L., Heimatskunde (Eutin 1883); Kollmann, Statistische Beschreibung der Gemeinden des Fürstentums L. (Oldenb. 1901); Illigens, Geschichte der lübeckischen Kirche von 1530–1896, d.i. des ehemaligen katholischen Bistums etc. (Paderb. 1896); Schreiber, Die Reformation Lübecks (Halle 1902).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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