- Kingsley
Kingsley (spr. kingslĭ), 1) Charles, engl. Schriftsteller und Sozialreformer, geb. 12. Juni 1819 zu Holne in Devonshire, gest. 23. Jan. 1875 in Eversley, studierte in Cambridge Theologie, ward Kanoniker von Middledam und Pfarrer zu Eversley in Hampshire und widmete sich der Verbesserung der Lage der niedern Volksklassen und der Förderung eines werktätigen, vom Sektengeist freien Christentums mit F. D. Maurice als Führer, Ludlow, Furnivall und Thomas Hughes als Genossen. Diesem Ideenkreis entstammen: »Village sermons« (1844 u. ö.); »The saint's tragedy«, eine Dramatisierung der Geschichte der heil. Elisabeth (1848; deutsch von Pauline Spangenberg, 2. Aufl., Gotha 1885); ferner drei Romane: »Alton Locke, tailor and poet« (1850, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1891, 2 Bde.), ein ergreifendes Bild vom Konflikt zwischen modernen Zuständen und den Anforderungen christlicher Sinnesart; »Yeast, a problem« (1851; deutsch, 2. Aufl., Leipz. 1892), mit ähnlicher Tendenz, und »Phaeton, or loose thoughts for loose thinkers« (1852). Literarisch am bedeutsamsten tritt uns K. entgegen mit zwei Romanen: »Hypatia, or new foes with an old face« (1852; deutsch unter andern von Gilsa, 6. Aufl., Leipz. 1892), worin der tragische Konflikt zwischen der poetischen Philosophie des Heidentums und der Jugendkraft des Christentums mit künstlerischem Sinn behandelt wird, und »Westward ho!« (1855, 3 Bde.; deutsch von Schück, Gotha 1885), einer religiös patriotischen Erzählung aus dem Zeitalter der Elisabeth. Außerdem erschienen: »Two years ago« (1857; deutsch, Gotha 1891); »Miscellanies from Fraser's Magazine« (1859); die phantastische Humoreske »The water-babies« (1863; deutsch, Leipz. 1885); der zur Zeit Wilhelm des Eroberers spielende Roman »Hereward the Wake, the last of the English« (1866; deutsch, Berl. 1867); »The Hermits« (1867); »Madam How and Lady Why?« (1869); »At last: a christmas in the West Indies« (1872, 2 Bde.) u. a. Ein Bändchen Poesien : »Andromeda, and other poems« (1858) enthält die besten englischen Hexameter. Vollständig gesammelt erschienen seine »Poems« zuletzt 1884 (deutsch von Pauline Spangenberg, Kassel 1893). Seit 1859 als Professor der neuern Geschichte an der Universität Cambridge, hielt K. eine Reihe von Vorträgen, die er u. d. T.: »The Roman and the Teuton« (1864 u. ö.; deutsch von M. Baumann, Götting. 1895) herausgab. Eine Gesamtausgabe seiner in vielen Auflagen verbreiteten Werke mit Biographie (4 Bde.) erscheint seit 1901 in 19 Bänden; eine deutsche Übersetzung ausgewählter Predigten besorgte D. Krätzinger (Gotha 1885–93, 5 Bde.), eine Auswahl aus seinen Predigten, Vorträgen etc. gab M. Baumann heraus (Götting. 1897). K. war durch seine machtvolle und liebenswürdige Persönlichkeit von noch größerm Einfluß auf seine Zeit- und Volksgenossen als durch seine allzu vielseitige literarische Tätigkeit, wodurch es ihm versagt blieb, auf irgend einem Gebiete in allererster Reihe zu stehen. Vgl. »Charles K., letters and memories of his life« (hrsg. von seiner Witwe 1876; deutsch von M. Sell, 8. Aufl., Gotha 1897); »Tägliche Gedanken, aus den Schriften Kingsleys ausgewählt von seiner Frau« (deutsch, 2. Aufl., Götting. 1899); M. Kaufmann, Charles K., christian socialist and social reformer (Lond. 1892); Groth, Charles K. als Dichter und Sozialreformer (Leipz. 1893); C. W. Stubbs, Charles K. and the social movement (Lond. 1899).
2) Henry, engl. Schriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 1830, gest. 24. Mai 1876, studierte in Oxford und ging 1853 nach Australien. Nach seiner Rückkehr erschien sein erster und bester Roman: »The recollections of Geoffroy Hamlyn« (1859). Unter den zahlreichen nachfolgenden sind hervorzuheben: »Ravenshoe« (1862; deutsch, Leipz. 1863); »Tales of old travel« (1869 u. 1871); »Old Margaret« (1871). Spannende Handlung und anschauliche Schilderungen, besonders australischen Lebens, zeichnen sie aus, doch ist ihr Stil von Nachlässigkeiten nicht frei.
3) Mary H., engl. Afrikareisende, geb. 1860, gest. 5. Juni 1900 in Kapstadt, Tochter des Reiseschriftstellers Henry George K. (gest. 1892), bereiste 1893 bis 1896 Westafrika und veröffentlichte: »Travels in West-Africa, Congo Français, Corisco and Cameroons« (Lond. 1897), »West African studies« (1899, 2. Aufl. 1901) und »Story of West Africa« (1899).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.