Kümmel [1]

Kümmel [1]

Kümmel (Karve, Garbe, Carum carvi L.), zweijährige Pflanze aus der Familie der Umbelliferen und der Gattung Carum (s. d.), mit spindelförmiger, etwas ästiger Wurzel, 0,3–1 m hohem, vom Grund an ästigem, kantig-gerieftem, kahlem Stengel, doppelt gefiederten Blättern, fiederteiligen Blättchen und schmal linealischen Läppchen, ohne Hüllen und Hüllchen, weißen Blüten und 5 mm langen Früchten. Der K. findet sich im mittlern und nördlichen Europa bis zur Birkengrenze, in Südsibirien und im Elburzgebirge, wächst auf guten, trocknen Wiesen und wird in Holland, bei Halle, Erfurt, Hamburg, Nürnberg, in Ostpreußen, Tirol, Norwegen, Schweden, Finnland, Rußland auf Feldern kultiviert. Sein Anbau gehört zu den einträglichsten Kulturen. Er fordert mürben, etwas bindigen, kalkhaltigen, warmen, trocknen Boden. Man sät ihn während der Baumblüte in 30 cm voneinander entfernten Reihen und sorgt dafür, daß die Pflanzen in den Reihen 15 cm voneinander entfernt stehen. Man sät den K. aber auch auf Gartenbeeten und verpflanzt ihn im Juli bei trübem Wetter auf den Acker. Im Herbst schneidet man das Kraut bis zum Herzblatt ab und verbraucht es zur Fütterung. Im folgenden Jahr blüht der K. im Mai und muß geschnitten werden, sobald die oberste Dolde zu reisen beginnt und die übrigen grüne, entwickelte Früchte haben. Man bindet ihn in kleine Bündel und trocknet diese auf dem Acker oder dem Hofe. Vgl. Handelspflanzen. Man baut den K. auch zur Benutzung der Wurzeln, sät ihn dann stets auf den Acker, stellt die Pflanzen beim Jäten 20–25 cm voneinander und erntet die Wurzeln im Oktober, die dann ein der Pastinake ähnliches, aber nicht für jedermann angenehmes Gemüse geben. Der K. leidet durch Mäuse, Kaninchen, Engerlinge und die Larve des Pfeifers oder der Kümmelschabe (Depressaria nervosa Hawort). Der Same enthält viel ätherisches Öl, schmeckt beißend gewürzhaft und dient als Gewürz, in der Bäckerei, Käsefabrikation und in der Küche, als Zugabe zu Mastfutter, zur Darstellung von ätherischem Öl und Likören (s. unten und Kümmelöl), seltener als Arznei. Das Kümmelstroh dient als Schaffutter, zum Einstreuen, als Brennmaterial und zum Besenbinden. Der Rückstand von der Destillation des Öles ist ein gutes Futtermittel. Er enthält 20–23,5° Rohprotein und 14–16 Proz. Fett. Den besten K. des Handels liefert Holland; 1896 führte Deutschland 2,153,100 kg ein, davon aus Holland 1,978,500 kg. K. wurde schon im Altertum angebaut und als Gewürz benutzt, er wird in den mittelalterlichen Arznei- und Destillierbüchern oft genannt und im 12. Jahrh. pries ihn die Äbtissin Hildegard als Arzneimittel. Auch in den deutschen Arzneibüchern des 12. und 13. Jahrh. wird er erwähnt. In städtischen Spezereitaxen wird K. zuerst 1304 in Brügge, dann in der Mitte des 15. Jahrh. in Danzig ausgeführt. Der römische oder Mutterkümmel stammt von Cuminum Cyminum (s. Cuminum).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kümmel — Wiesen Kümmel (Carum carvi), Illustration Systematik Euasteriden II Ordnung: Doldenblütlerartige …   Deutsch Wikipedia

  • kummel — [ kymɛl ] n. m. • 1857; all. Kümmel « cumin » ♦ Liqueur parfumée au cumin, appréciée pour ses qualités digestives. ● kummel nom masculin (allemand Kümmel, cumin) Liqueur alcoolique d origine russe, à base de cumin, appréciée pour ses qualités… …   Encyclopédie Universelle

  • Kümmel — Kümmel, also called kummel or kimmel, is a sweet, colorless liqueur flavored with caraway seed, cumin, and fennel.Originally, the words kümmel, kummel, and kimmel are somewhat generic terms in the German, Dutch, and Yiddish languages,… …   Wikipedia

  • Kümmel — es un licor dulce y transparente condimentado con comino, hinojo y semillas de alcaravea (Kümmel). Para los holandeses, el kümmel se inventó Holanda, donde se destiló primero, a finales del siglo XVI por Erven Lucas Bols. Posteriormente sería… …   Wikipedia Español

  • Kümmel — Kümmel, 1) Pflanzengattung Carum (s.d.); 2) bes. der gemeine K. (C. carvi); 3) (Kümmelsamen, Semen carvi), länglich eiförmige, gestreifte, etwas gekrümmte, spitzige, grünlichbraune Theilfrüchtchen von gedachter Pflanze, 2 Linien lang, länglich,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Kümmel — Kümmel, in die Familie der Doldenpflanzen gezählt, wächst in ganz Deutschland, besonders in Thüringen, wild auf Wiesen und in Grasgärten, wird aber auch wegen der eßbaren Wurzel und des aromatischen Samens in einigen Gegenden kultivirt. Die… …   Damen Conversations Lexikon

  • Kümmel — Kümmel: Der Name der zu den Doldenblütlern gehörenden Gewürzpflanze und ihrer als Gewürz verwendeten Früchte (mhd. kümel, ahd. kumil, kumīn, entsprechend aengl. cymen, engl. cum‹m›in) beruht auf einer Entlehnung aus gleichbed. lat. cuminum, das… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Kummel — Kum mel, n. [G. k[ u]mmel cumin, caraway seed, L. cuminum. Cf. {Cumin}.] A Russian and German liqueur, consisting of a sweetened spirit flavored with caraway seeds. [1913 Webster] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Kümmel [2] — Kümmel, ein durch Destillation von Spiritus mit K. oder durch Mischung von Kümmelöl (s. d.) mit Spiritus, Zucker und Wasser hergestellter Likör. Besonders bekannte Sorten: Gilka, Getreidekümmel aus der Fabrik von Gilka in Berlin, Ekauer, ein sehr …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kummel — Kummel, s. Schellfisch …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”