- Jaurès
Jaurès (spr. schoräs), 1) Constant Louis Jean Benjamin, franz. Admiral, geb. 3. Febr. 1823 in Paris, gest. daselbst 13. März 1889, trat 1841 in die Marine, machte die Kriege in der Krim, Italien, China. Kotschinchina und Mexiko mit, befehligte im Kriege von 1870 in dem Nordseegeschwader als Linienschiffskapitän, trat aber im November zur Landarmee über und führte das 21. Korps, mit dem er erst allein gegen die Truppen des Großherzogs von Mecklenburg im Perche, dann in der Loirearmee Chanzys bei Le Mans kämpfte. Nach dem Kriege wurde er in die Nationalversammlung gewählt, wo er zum unken Zentrum gehörte, und zum Konteradmiral ernannt. Seit 1876 Senator, bekleidete er seit 1877 den Botschafterposten in Madrid, seit 1882 den zu Petersburg, ward aber 1883 abberufen und, seit 1878 Vizeadmiral, im Marinedienst verwendet. Im Ministerium Tirard übernahm er 21. Febr. 1889 das Portefeuille der Marine, starb aber schon nach wenigen Wochen und ward auf Staatskosten bestattet. 1903 ward ihm in Albi ein Standbild errichtet.
2) Jean, franz. Politiker, geb. 3. Sept. 1859 in Castres (Tarn), wurde Professor der Philosophie am Gymnasium in Albi und dann an der Universität Toulouse. Als Politiker bekannte er sich zum gemäßigten Sozialismus, den er 1885–89 und 1892–1898 in der Abgeordnetenkammer vertrat. Im Mai 1902 wiedergewählt, bekämpfte er kühn Chauvinismus und Revanche und redete einer Annäherung an Deutschland das Wort. Trotzdem verschafften ihm die verbündeten Radikalen und Sozialisten im Januar 1903 das Amt eines Vizepräsidenten der Abgeordnetenkammer. J. suchte dann auch die Rehabilitierung Dreyfus' (s. d. 3) wieder anzuregen. Er schrieb: »De primordiis socialismi germanici apud Lutherum, Kant, Fichte et Hegel« (1891), »Le socialisme et l'enseignement, etc.« (1899), »De la réalité du monde sensible« (1891, 2. Aufl. 1902), »Études socialistes« (1902); gesammelt erschienen seine »Discours parlementaires« (Bd. 1, 1904).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.