- Jósika [2]
Jósika (spr. jōschika), Nikolaus, Baron, ungar. Romanschriftsteller, geb. 28. April 1794 zu Torda in Siebenbürgen, gest. 27. Febr. 1865 in Dresden, schlug die militärische Laufbahn ein, verließ 1818 den Dienst und wandte sich, nach wenig glücklichen Debüts in der Politik, von 1834 an ausschließlich der Literatur zu. Seine ersten literarischen Versuche erschienen 1834 u. d. T.: »Irány« (»Tendenz«) und »Vázlatok« (»Skizzen«). Neben politischen und belletristischen Beiträgen für Zeitungen und Sammelwerke hat J. dann bis zur Revolution von 1848 unter steigendem Beifall an 60 Bände Romane veröffentlicht, die von einem tiefen Studium des ungarischen Charakters und Volkslebens zeugen und in lebendigem Stil geschrieben sind. Als die bedeutendsten davon gelten: »Abafi« (1836, deutsch in Reclams Universal-Bibliothek); »Zrinyi a költő« (»Der Dichter Zrinyi«, 1843, 4 Bde.); »Az utólsó Báthory« (»Der letzte Bathory«, 2. Aufl. 1840, 3 Bde.); »A Csehek Magyarországban« (»Die Böhmen in Ungarn«, 2. Aufl. 1845, 4 Bde.); »Jósika István« (»Stephan Jósika«, 1847, 5 Bde.; deutsch, Leipz. 1851). 1841 wurde J. zum Präsidenten der Kisfaludy-Gesellschaft ernannt. An der Bewegung von 1848/49 beteiligte er sich lebhaft; er war nach der Katastrophe von Világos zur Flucht ins Ausland genötigt und nahm seinen Wohnsitz in Brüssel, wo er sich wieder schriftstellerischen Arbeiten widmete. Von den seitdem, z. T. anonym veröffentlichten Romanen sind beachtenswert: »Egy magyar család a forradalom alatt« (»Eine ungarische Familie während der Revolution«, Braunschw. 1851, 4 Bde.) und die deutsch abgefaßte »Familie Mailly« (Leipz. 1852, 2 Bde.). Wegen seiner revolutionären Tätigkeit ward J. im September 1851 mit Kossuth und 35 andern zu Pest in effigie gehängt, später jedoch begnadigt. Seit 1864 wohnte er in Dresden. Fast alle seine Romane wurden in verschiedene Sprachen übersetzt. Von seinen »Memoiren« sind 4 Bände (Pest 1865) erschienen. Vgl. Szaak, Jósikas Leben und Werke (ungar., Pest 1891).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.