Inka

Inka

Inka, Name der herrschenden Kaste in dem vorkolumbischen Reiche von Peru. Nach der Legende stammen die I. von dem Sonnengott selbst ab durch ihren Ahnherrn Manco Capac, der am Berge Guanacaure bei Cuzco den Grundstein zu dem Inkareich legte. In Wirklichkeit scheinen die I. ein kleiner Volksstamm der Aymara gewesen zu sein, der sich im Hochlande von Peru die benachbarten Keshuastämme unterwarf und seine Herrschaft im Laufe der Jahrhunderte immer weiter ausbreitete, so daß bei der Ankunft der Spanier das ganze Land zwischen dem Meer und der östlichen Kordillere von Quito bis Chile ihnen untertan war. Die Überlieferung verzeichnet von Manco Capac bis auf Atahuallpa, den letzten Inkaherrscher, 10–13 Könige; als geschichtliche Persönlichkeiten können aber mit Sicherheit wohl nur die fünf letzten I.: Huiracocha, Yupanki, Tupac Yupanki, Huayna Capac und Atahuallpa gelten, denen das Inkareich seine Größe verdankt. Höchst bemerkenswert war die innere Einrichtung des Inkastaates. Es ist zwar durchaus falsch, in ihm eine Verwirklichung des sozialistischen Staatsideals sehen zu wollen; er war vielmehr eine theokratische Monarchie, in der als bevorrechtete Kaste alle Mitglieder des Inkageschlechts eine Sonderstellung einnahmen. Unter diesen aber bestand für die Masse des Volkes in der Tat eine für alle gleiche Verpflichtung zur Arbeit, der ein Anspruch auf Unterhalt und Pflege gegenüberstand. Staatsreligion war der Sonnenkultus; der I. als Abkömmling und Hohepriester des Sonnengottes stand an der Spitze der Hierarchie wie des Staates; doch wurden daneben von den letzten I. auch die Kulte der unterworfenen Völker geachtet. Auch eine Staatssprache, das Keshua, war über das ganze Reich ausgebreitet neben den Volksdialekten. Der Staat beruhte hauptsächlich auf dem Ackerbau, der hoch entwickelt war und als heilige Pflicht galt; selbst der herrschende I. beteiligte sich daran. Doch wurde auch Viehzucht (Lama und Vikunna) und Bergbau getrieben. Von hoher kultureller Entwickelung sprechen die Trümmer gewaltiger Vorratshäuser und Tempel (vgl. Amerikanische Altertümer, mit Tafeln) sowie die große Inkastraße, die sich über den Kamm der Anden durch fast 20 Breitengrade hinzog und noch heute benutzt wird. Unter Huayna Capac (1475–1525) erreichte der Staat den Gipfel seiner Macht, sein Nachfolger aber, Atahuallpa, verlor 1533 Reich und Leben durch Franz Pizarro und die spanischen Eroberer. Die I. selber starben aus; doch führen einige peruanische Familien heute noch ihren Stammbaum auf sie zurück. Die ausführlichsten, wenn auch nicht zuverlässigsten Nachrichten verdanken wir dem Garcilaso de la Vega (s. d. 2), der mütterlicherseits von den I. abstammte. Weiteres s. Peru. Vgl. außer Garcilasos »Commentarios Reales de los Incas« (engl. Übersetzung von Cl. Markham in den Veröffentlichungen der Hakluyt-Gesellschaft, Lond. 1869): Prescott, Geschichte der Eroberung von Peru (deutsch, Leipz. 1848, 2 Bde.); Markham, Rites and laws of the Incas (Hakluyt-Society, Lond. 1873); Wiener, Essai sur les institutions politiques, religieuses, économiques et sociales de l'empire des Incas (Par. 1874); Betánzos, Suma y narracion de los Incas (Madr. 1880); R. Brehm, Das Inkareich (Jena 1885); Cunow, Die soziale Verfassung des Inkareiches (Stuttg. 1896); Groesbeck, The Incas, the children of the sun (Lond. 1897); Haebler im 1. Band von Helmolts »Weltgeschichte« (Leipz. 1899) und die Geschichtskarte bei Artikel »Amerika«.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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