Infektionskrankheiten, Institut für

Infektionskrankheiten, Institut für

Infektionskrankheiten, Institut für, ein auf Anregung Robert Kochs 1891 gegründetes wissenschaftliches Institut in Berlin, umfaßt fünf Abteilungen: 1) Die wissenschaftliche Abteilung im engern Sinn mit der Station zur Behandlung Wutverdächtiger. 2) Die Abteilung für Cholera, Pest, Rotz und Typhus, die neben den Studien über Diagnostik Schutzimpfungsverfahren und Heilmittel (Sera) sucht und praktisch im Experiment prüft. 3) Die chemische Abteilung zur Bearbeitung der hygienisch-bakteriologischen Fragen, bei denen die Chemie eine besondere Rolle spielt, wie Abwässerbeseitigung, Trinkwasserreinigung, Desinfektion. 4) Die Immunitätsabteilung, die sich vorwiegend mit theoretisch wichtigen Fragen über Schutzimpfung und Immunität, besonders auch mit Ehrlichs Seitenkettentheorie beschäftigt. 5) Die Krankenabteilung, zu der eine Anzahl Krankenbaracken im Rudolf Virchow-Krankenhaus gehört. Die dort behandelten Infektionskranken sollen das Material liefern für Studien über die noch unbekannten Erreger von Infektionskrankheiten etc. Das Institut enthält außer zahlreichen Laboratorien auch Stallräume für große, mittlere und kleinere Tiere in getrennten Gebäuden. In jeder Abteilung arbeiten unter dem Vorsteher einige Assistenten und Hilfsarbeiter, auch eine Anzahl jüngerer Sanitätsoffiziere, die zum Institut kommandiert sind. An der Spitze des Instituts stand bis 1904 Robert Koch, sein Nachfolger ist Gaffky. Hauptaufgabe des Instituts ist, der Medizin neue Methoden für die ätiologische Diagnostik und Therapie der Infektionskrankheiten, überhaupt für deren Erforschung zu liefern. Dementsprechend werden theoretisch und praktisch wichtige Probleme in gleicher Weise in Angriff genommen. Auch werden jährlich einige Kurse für beamtete und nicht beamtete Ärzte abgehalten. Aus dem Institut sind zahlreiche grundlegende Arbeiten über Ursache, Verhütung und Heilung der ansteckenden Krankheiten, der heimischen wie der tropischen, hervorgegangen und hauptsächlich in der »Zeitschrift für Hygiene«, in der »Deutschen medizinischen Wochenschrift« und in der »Vierteljahrsschrift für gerichtliche Medizin und öffentliches Sanitätswesen« veröffentlicht worden. – Ein Vorgänger des Berliner Instituts ist das 1888 in Paris eröffnete Institut Pasteur, das sich mit der Methode der Prophylaxe der Hundswut und mit dem Studium der ansteckenden Krankheiten im allgemeinen beschäftigt. Nach Pasteurs Tod übernahm Duclaux die Leitung und 1904 Roux. Die Arbeiten wurden in den »Annales de l'Institut Pasteur« veröffentlicht. Ähnliche Institute sind auch in andern Staaten errichtet worden.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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