- Heinzel
Heinzel, 1) Max, schlesischer Dialektdichter, geb. 28. Okt. 1833 in Ossig (Kreis Striegau), gest. 1. Nov. 1898 in Schweidnitz, war bis 1868 als Lehrer und Hauslehrer, von 1869–80 als Redakteur an verschiedenen Zeitungen tätig und widmete sich fortan ausschließlich der Schriftstellerei sowie dem Vortrag eigner und fremder schlesischer Dialektdichtungen, wodurch er sich große Beliebtheit erwarb. H. veröffentlichte zuerst hochdeutsche Gedichte: »Aus Herzensgrund« (Breslau 1867), hierauf die Dialektgedichte: »Vägerle flieg' aus« (Ratibor 1875; 2. Aufl., Schweidn. 1896); »A schlä'sches Pukettel, Gereimtes und Ungereimtes« (Bresl. 1879; 4. Aufl., Schweidn. 1901); »Ock ni trübetimplich«, Prosa (Bresl. 1880; 5. Aufl., Schweidnitz 1904); »Mei jüngstes Kindel«, Prosa u. Gedichte (Bresl. 1883); »Fahrende Gesellen. Hochdeutsches und Mundartliches« (das. 1884); »Humoristische Genrebilder« (das. 1882, 2. Aufl. 1889); »Maiglöckel«, Dialektgedichte (das. 1887, 2. Aufl. 1905); »In Sturm und Wetter«, hochdeutsche Gedichte (das. 1887, 2. Aufl. 1905); »In Rübezahls Reich und andere Dichtungen« (hochd., Großenhain 1892); »A frisches Richel«, Poesie und Prosa (dialektisch u. hochd., Schweidn. 1893). Auch begründete H. den seit 1883 in Breslau, seit 1886 in Schweidnitz erscheinenden Kalender »Der gemittliche Schläsinger«, den er selbst bis zu seinem Tode redigierte, und veröffentlichte Übersetzungen dänischer Novellen: »Ohne Titel« (Bresl. 1882). H. hat sich durch Humor, sinnige Auffassung und vortreffliche Kenntnis der Volksart den besten schlesischen Dialektdichtern an die Seite gestellt.
2) Richard, Germanist, geb. 3. Nov. 1838 in Capo d'Istria, wurde nach mehrjähriger Tätigkeit als Gymnasiallehrer 1868 Professor an der Universität in Graz, 1873 an der Universität in Wien. Von seinen Arbeiten, die sich teils auf sprachlichem, teils auf literarischem Gebiet bewegen, erwähnen wir: »Heinrich von Melk« (Berl. 1867); »Gottfrieds von Straßburg Tristan und seine Quelle« (in der »Zeitschrift für deutsches Altertum«, 1869); »Geschichte der niederfränkischen Geschäftssprache« (Paderb. 1874); »Über den Stil der altgermanischen Poesie« (Straßb. 1875); »Wortschatz und Sprachformen der Wiener Notker-Handschrift« (Wien 1875–76, 3 Hefte); »Über die Endsilben der altnordischen Sprache« (das. 1877); »Beschreibung der isländischen Saga« (das. 1880); »Über die Nibelungensage« (das. 1885); »Über die ostgotische Heldensage« (das. 1889); »Über die französischen Gralromane« (das. 1891); »Über das Gedicht von König Orendel« (das. 1892); »Über Wolframs von Eschenbach Parzival« (das. 1893); »Abhandlungen zum altdeutschen Drama« (das. 1896); »Beschreibung des geistlichen Schauspiels im deutschen Mittelalter« (Hamb. 1898). Mit W. Scherer gemeinsam gab er heraus: »Notkers Psalmen. Nach der Wiener Handschrift« (Straßb. 1876); mit F. Detter die »Sacmundar Edda« (Leipz. 1903, 2 Bde.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.