Hanka

Hanka

Hanka, Váceslav (Wenzeslaus), tschech. Sprach- und Altertumsforscher, geb. 10. Juni 1791 in dem Dorfe Hořeňoves im Königgrätzer Bezirk, gest. 12. Jan. 1861 in Prag, besuchte das Gymnasium zu Königgrätz und studierte in Prag und in Wien die Rechte. Später widmete er sich ganz der Literatur und wurde 1818 zum Bibliothekar des Böhmischen Nationalmuseums in Prag ernannt. H. behauptete, auf einem Ausflug nach Königinhof in dem dortigen Kirchturm 1817 die unter dem Namen Königinhofer Handschrift (s. d.) verbreitete Sammlung angeblich altböhmischer Gedichte gefunden zu haben, durch deren Herausgabe (Prag 1818) er bald allgemein bekannt wurde. Jetzt wird die Unechtheit der Handschrift selbst von tschechischen Gelehrten zugestanden und H. selbst nicht nur dieser, sondern noch andrer Fälschungen beschuldigt. 1848 habilitierte sich H. an der Prager Universität als Dozent der slawischen Sprachen. Ein eifriger Panslawist, beteiligte er sich 1848 an dem Prager Slawenkongreß und gründete den Verein Slovanská Lípa, lehnte jedoch seine Wahl in den Wiener Reichstag ab. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen nennen wir zunächst die poetischen Arbeiten aus seiner Jugendzeit: »12 Písně« (»12 Lieder«, Prag 1815, 5. verm. Aufl. 1851), ferner die tschechische Übersetzung serbischer Volksdichtungen (1817) und des altrussischen Epos »Igors Heereszug« (1821). Seine übrigen Schriften bewegen sich auf dem Gebiete der böhmischen Geschichte, Literatur und Grammatik, Altertumskunde und Numismatik. Wir führen an: »Kurze Geschichte der slawischen Völker« (Prag 1818); »Starobylá skládání«, eine Sammlung von Denkmälern der altböhmischen Literatur (das. 1817–26, 5 Bde.); »Böhmische Grammatik«, nach Dobrowský (das. 1822), sowie seine Elementargrammatiken der polnischen (1839, 2. Aufl. 1850), der kirchenslawischen (1846), der russischen Sprache (1850, 2. Aufl. 1858). Auch gab er die (gefälschte) Grünberger Handschrift (s. d.), die (gefälschten) Glossen der Mater verborum, »Das Rechtsbuch Bšehrds« (1841), »Das Evangelium Remense« (im kirchenslawischen Urtext, 1846), die Dalimilsche Chronik (1848 u. 1850), die Geschichte Karls IV. von Prokop Lupáč (1848) u. a. heraus.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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