- Hahn [2]
Hahn, Abschlußvorrichtung für Gase und Flüssigkeiten an Gefäßen oder in Rohrleitungen. In dem Hahngehäuse A (Fig. 1 u. 2) ist der Hahnkegel B (auch Küken, Schlüssel, Wirbel, Reiber) drehbar, in dem sich eine Durchlaßöffnung C befindet. Ist der Hahnkegel so gedreht, daß seine Öffnung C mit der Öffnung D D des Gehäuses zusammenfällt, so ist der Durchfluß freigegeben, steht dagegen die Öffnung quer, so ist er abgesperrt.
Zum bequemen Drehen ist der Hahnkegel entweder mit einem festen Griff oder mit einem Vierkant G zum Aufstecken eines losen Griffes (Schlüssel) versehen. Der Hahnkegel wird in das Gehäuse entweder einfach eingesteckt (bei Hähnen von Holz, Glas) oder durch eine gegen eine Unterlagsscheibe E ansitzende Mutter F ins Gehäuse hineingedrückt (bei Metallhähnen), so daß sich die Flächen des Hahnkegels und des Gehäuses dicht berühren.
Mitunter wird auch, um den Anzug elastisch zu machen, noch eine Schraubenfeder eingelegt. Selbstdichtende Hähne (System Klein) sind so konstruiert, daß durch den Druck der Flüssigkeit der Hahnkegel in das Gehäuse hineingedrückt wird, wie Fig. 3 zeigt. Hat das Gehäuse drei Zweige und befindet sich im Hahnkegel außer der Durchlaßöffnung d noch eine weitere Öffnung e, dann heißt der H. Dreiweghahn (Fig. 4, Schnitt senkrecht zur Hahnkegelachse). Durch geeignete Stellung des Hahnkegels kann die etwa bei a eintretende Flüssigkeit ganz abgesperrt oder der Durchgang nach b oder nach c oder nach b und c gleichzeitig freigegeben werden. Einen Vierweghahn zeigt Fig. 5. Der Hahnkegel kann auch hohl gestaltet und an der einen Stirnseite offen sein, in welchem Falle die beiden Zweige des Hahngehäuses rechtwinklig zueinander stehen (Fig. 6).
Bei jedem H. kann nicht nur der Durchgang ganz freigegeben oder ganz abgesperrt werden, es kann auch durch geeignete Einstellung des Hahnkegels der Durchgangsquerschnitt mehr oder weniger verengert und dadurch die Durchflußmenge reguliert werden (Regulierhahn). Für besondere Zwecke werden besonders konstruierte Hähne verwendet, z. B. zum Verschänken von schäumenden Getränken sogenannte Mousseuxhähne (Spritzhähne), die mit einer kleinen Luftspritze versehen sind, ferner Mischhähne für Badeeinrichtungen, die durch verschiedene Einstellung eine Mischung von heißem und kaltem Wasser derart gestatten, daß ein Strahl von beliebiger Temperatur ausfließt etc.
Eine bekannte Einrichtung, der Quetschhahn (s. d.), führt nur den Namen H., ohne wirklich ein H. zu sein. Für feinere, chemische und physikalische Apparate, wie Gasbüretten, Nitrometer, Titrierbüretten, Quecksilberluftpumpen etc., werden zumeist Hähne aus Glas mit zur Achse schräg gestellten Kanälen verwendet (Fig. 7, Präzisionshähne von Friedrichs in Stützerbach). Diese Hähne gewähren einen sichern Schluß durch Verminderung und Unschädlichmachung der bei andern Hähnen sich zeigenden Rillen zwischen Stopfen und Hahnhülse sowie durch Vergrößerung der Schlußflächen; auch erleichtern sie die Übersichtlichkeit der Hahnstellung. Über die als Hähne bezeichneten Steuerorgane bei Dampfmaschinen (Corlißhähne, Hahnsteuerung) s. Tafel »Dampfmaschine I«, S. III.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.