- Guibert
Guibert (spr. gibǟr), 1) Jacques Antoine Hippolyte, Graf von, militär. Schriftsteller, geb. 12. Nov. 1743 in Montauban, gest. 6. Mai 1790 in Paris, wohnte als Sohn des Stabschefs der Armee drei Feldzügen in Deutschland bei und tat sich 1766 auf Korsika hervor. Sein »Essai général de tactique« (Lond. 1772, 2 Bde.; neue Aufl., Par. 1804; deutsch, Dresd. 1774, 2 Bde.) fand allgemeinen Beifall; doch wegen der rücksichtslosen Sprache, die er darin geführt, verließ er Frankreich und fand bei Friedrich d. Gr. ehrenvolle Ausnahme. 1775 nach Frankreich zurückgerufen, nahm er an der Reorganisation des Heeres nach preußischem Muster teil und sprach sich für den Gedanken der allgemeinen Wehrpflicht aus. Er wurde 1788 Maréchal de Camp, dann Inspekteur der Infanterie in der Provinz Artois. G. schrieb unter anderm: »Défense du système de guerre moderne« (Neuchât. 1779, 2 Bde.); »Traité de la force publique« (Par. 1790); »Œuvres militaires« (das. 1803, 5 Bde.); die »Éloge« auf Friedrich d. Gr. (1787; deutsch von Bischof, Leipz. 1788), auch Reisebeschreibungen, Trauerspiele etc. Vgl. De la Barre Duparcq, Portraits militaires, Bd. 2 (Par. 1856).
2) Joseph Hippolyte, Kardinal und Erzbischof von Paris, geb. 13. Dez. 1802 in Aix, gest. 15. Aug. 1889, trat in den geistlichen Stand, ward sehr früh Generalvikar in Ajaccio, 1842 Bischof von Viviers, 1857 Erzbischof von Tours, im Juli 1871 als Nachfolger Darboys Erzbischof von Paris sowie 22. Dez. 1873 Kardinal. Er stellte sich an die Spitze der ultramontanen Bewegung in Frankreich und begann den Bau einer dem besondern Kultus des Sacré cœur de Jésus geweihten großen Kirche auf dem Montmartre; auch spielte er den Vermittler bei den Verhandlungen der römischen Kurie mit der französischen Regierung und den Führern der klerikalen Reaktion, die besonders 1877 sehr lebhaft waren, jedoch damals nicht zum gewünschten Ziele führten. G. ist auch Verfasser mehrerer weitverbreiteter theologischer Werke (»Œuvres pastorales«, Tours 1868–89, 5 Bde.). Vgl. Paguelle de Follenay, Vie du cardinal G. (Par. 1896, 2 Bde.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.