Groth

Groth

Groth, 1) Klaus, niederdeutscher Dichter, geb. 24. April 1819 zu Heide in Holstein, gest. 1. Juni 1899 in Kiel, besuchte das Schullehrerseminar zu Tondern und erweiterte, nachdem er die Stelle eines Mädchenlehrers zu Heide erhalten, seine Kenntnisse, namentlich in den Sprachen, durch Selbststudium. Als zu große Anstrengung ihn nötigte, seine Stelle aufzugeben, ließ er sich auf Fehmarn nieder, wo er sechs Jahre blieb und während dieser Zeit den größten Teil seiner Gedichte verfaßte. 1853 begab er sich zu seiner weitern Ausbildung nach Kiel, bereiste sodann Süddeutschland und die Schweiz, verweilte längere Zeit in Bonn, wo ihm die philosophische Fakultät in Anerkennung seiner Verdienste um die plattdeutsche Sprache die Doktorwürde erteilte (März 1856), und kehrte im Sommer 1857 nach Kiel zurück, wo er sich das Jahr darauf an der Universität als Dozent für deutsche Sprache und Literatur habilitierte. 1866 wurde er zum Professor ernannt; 1875 erhielt er den Schillerpreis. Groths Hauptwerk ist der »Quickborn«. eine Sammlung von Gedichten in dithmarsischer Mundart (Hamb. 1852; 25. Aufl., mit Einleitung von H. Krumm und Zeichnungen von O. Speckter, Kiel 1900; auch ins Hochdeutsche übertragen, z. B. von F. A. Hoffmann, Braunschw. 1856), die von der Kritik mit seltener Einstimmigkeit als ein hervorragendes poetisches Produkt begrüßt wurde, und der ein zweiter Teil: »Volksleben in plattdeutscher Dichtung« (Leipz. 1871), nachfolgte. Seine hochdeutschen Gedichte »Hundert Blätter. Paralipomena zum Quickborn« (Hamb. 1854) fanden geringern Beifall; in größerm Maß wurde dieser dem Werke »Vertelln« (Braunschw. 1855–59, 2 Bde.), Erzählungen aus dem Volksleben der Heimat des Dichters, und dem Idyll »Rothgeter Meister Lamp und sin Dochder« (Hamb. 1862) zuteil. In seinen »Briefen über Hochdeutsch und Plattdeutsch« (Kiel 1858) nahm er für das Plattdeutsche den Rang einer Schriftsprache in Anspruch und verfolgte die Ansicht, daß das Übergewicht des Hochdeutschen über das Niederdeutsche für die Entwickelung unsrer Literatur bedenklich gewesen sei, Behauptungen, mit denen er begreiflicherweise auf starken Widerspruch stieß. Noch erschienen von ihm: »Voer de Goern«, Kinderreime (Leipz. 1858); »Fif nie Lieder« (1866); eine Schrift über »Mundarten und mundartige Dichtung« (Berl. 1873); »Ut min Jungsparadies«, Erzählungen (das. 1875); »Drei plattdeutsche Erzählungen« (das. 1881) und »Lebenserinnerungen« (hrsg. v. E. Wolff, Kiel 1891). Seine »Gesammelten Werke« erschienen in 4 Bänden (Kiel 1898). Vgl. Eggers, Klaus G. und die plattdeutsche Dichtung (Berl. 1885); Siercks, Klaus G., sein Leben und seine Werke (Kiel 1899); Bartels, Klaus G. (Leipz. 1899).

2) Paul von, Mineralog, geb. 23. Juni 1843 in Magdeburg, studierte seit 1862 in Freiberg, Dresden und Berlin, ward 1870 Lehrer der Mineralogie und Kristallographie an der dortigen Bergakademie sowie Privatdozent an der Universität. 1872 ging er als Professor der Mineralogie nach Straßburg und gründete dort ein den modernen Anforderungen entsprechendes Institut, ein Laboratorium für angehende Kristallographen und eine bedeutende Mineraliensammlung. 1883 folgte er einem Ruf als Professor der Mineralogie und Konservator an den wissenschaftlichen Sammlungen des Staates nach München. Daselbst unterwarf er die mineralogische Sammlung einer vollständigen Reorganisation und Nenaufstellung und richtete ein Laboratorium für mineralogische uno kristallographische Untersuchungen ein. Er schrieb: »Tabellarische Übersicht der Mineralien, nach ihren kristallographisch-chemischen Beziehungen geordnet« (Braunschw. 1874, 4. Aufl. 1898; franz. Ausgabe 1904); »über das Studium der Mineralogie auf den deutschen Hochschulen« (Straßb. 1875); »Physikalische Kristallographie und Einleitung in die kristallographische Kenntnis der wichtigern Substanzen« (Leipz. 1876, 3. Aufl. 1895); »Das Gneisgebiet von Markirch« (Straßb. 1877); »Die Mineraliensammlung der Kaiser Wilhelms-Universität Straßburg« (das. 1878); »Grundriß der Edelsteinkunde« (Leipz. 1887). Auch gab er mehrere Bände der »Klassiker der exakten Wissenschaften« heraus und redigiert die »Zeitschrift für Kristallographie und Mineralogie« (Leipz., seit 1877).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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