- Gibbon [2]
Gibbon (spr. ghibb'n), Edward, engl. Geschichtschreiber, geb. 27. April 1737 zu Putney in Surrey, gest. 16. Jan. 1794 in London, studierte zu Oxford und trat, durch einige jesuitische Schriften, namentlich Bossuets »Histoire des variations des Églises protestantes«, veranlaßt, 1753 zum Katholizismus über. Sein Vater sandte ihn unverzüglich nach Lausanne unter die strenge Aussicht eines reformierten Predigers. G. widmete sich hier namentlich dem Studium der lateinischen und französischen Klassiker und neuerer historischer Werke. Nachdem er 1754 zur protestantischen Kirche zurückgetreten war, kehrte er 1758 nach England heim. Seine im korrekten Französisch abgefaßte Schrift »Essai sur l'étude de la littérature« (Lond. 1761) sollte ihm eine diplomatische Karriere bahnen, aber die Schrift fand in England weniger Beifall als im Ausland. Eine 1763 angetretene Reise über Paris und Lausanne nach Rom und Neapel rief in G. den Gedanken hervor, die Geschichte des sinkenden römischen Reiches zu schreiben. Von 1774–83 war er mehrere Male Parlamentsmitglied, bekleidete unter dem Ministerium North drei Jahre lang das einträgliche Amt eines Lord Commissioner of trade and plantations und zog sich sodann 1783 nach Lausanne zurück. Hier beendete er 1787 sein historisches Meisterwerk, die »History of the decline and fall of the Roman Empire« (Lond. 1782–88, 6 Bde.), woran er 18 Jahre gearbeitet hatte. Die beste von den vielen spätern Ausgaben ist die von Bury mit Einleitung, Anmerkungen und Anhängen (Lond. 1896–1900, 7 Bde.); ins Deutsche wurde es übersetzt von Wenck, Schreiter und Beck (Leipz. 1805–07, 19 Bde.), von Sporschil (4. Aufl., das. 1862, 12 Bde.). Gründliche Forschung, glänzende Darstellung, ein weiter Blick und ein unbefangenes, philosophisch gebildetes Urteil erheben dies Werk zu einem der bedeutendsten Geschichtswerke, das nur wegen seiner angeblichen Geringschätzung des Christentums Anfechtungen erfahren hat. Gibbons Autobiographie, von Lord Sheffield in den »Miscellaneous works« (Lond. 1796, 2 Bde.), wiederholt mit seinem Briefwechsel von Murray (das. 1869, neue Ausgabe 1897) herausgegeben, ist zweimal ins Deutsche (Braunschw. 1796 und Leipz. 1801) übersetzt worden. Vgl. Milman, Life and correspondence of G. (Lond. 1839); Morison, G. (neue Ausg., das. 1887).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.