- Görz
Görz (ital. Gorizia, slowen. Gorica), Stadt mit eignem Statut und Hauptstadt des Kronlands G. und Gradisca (s. unten), liegt reizend in einer fruchtbaren Ebene am Isonzo, an der Südbahnlinie Triest-Nabresina-Cormons und der Staatsbahnlinie G.-Haidenschaft.
Auf einem Hügel über der Stadt (156 m) erhebt sich das verfallene, teilweise als Kaserne benutzte ehemalige Schloß der Grafen von G. mit Wällen und Bastionen aus dem 16. Jahrh. Bemerkenswerte Gebäude sind: die Domkirche aus dem 17. Jahrh. mit reichem Sanktuarium, die ehemalige Jesuitenkirche, das Landhaus, das Munizipalgebäude, der Bischofshof, das Theater und mehrere Privatpaläste. G. hat (1900) mit der Garnison (1761 Mann) 25,432 Einw. (16,112 Italiener, 4754 Slowenen und 2760 Deutsche), die bedeutenden Obst- und Weinbau und lebhaften Handel (namentlich Ausfuhr von frühem Obst, Weintrauben und Gemüsen) betreiben. Die Industrie ist durch eine Baumwollspinnerei und -Weberei, Seidenfilande und Seidenabfallspinnerei, Färberei, Dampfmühle und Brotfabrik, Bierbrauerei sowie durch Fabriken für Teigwaren, Papier, Leder, Seife und Kerzen, Zündhölzer, Weinstein und kandierte Früchte vertreten. Die Stadt ist Sitz eines Fürsterzbischofs, des Landtags und Landesausschusses für G. und Gradisca, einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts, einer Forst- und Domänendirektion, einer Handels- und Gewerbekammer, hat ein Obergymnasium, eine Oberrealschule, ein theologisches Zentralseminar, eine Lehrerinnenbildungsanstalt, eine Landesackerbauschule, eine landwirtschaftlich-chemische Versuchsstation, eine Studienbibliothek, ein Landesmuseum, eine Taubstummenanstalt, eine Sparkasse, eine Gasanstalt etc. Wegen seines milden Klimas und seiner geschützten Lage ist G. als Winterkurort viel besucht (mittlere Jahrestemperatur 12,95°, mittlere Wintertemperatur 3,47°). Auf der Höhe nordöstlich der Stadt liegt das Franziskanerkloster Castagnavizza mit den Gräbern des Königs Karl X. von Frankreich (gest. 1836), seines Sohnes, des Herzogs von Angoulême (gest. 1844), und dessen Gemahlin (gest. 1851), sowie des Grafen Heinrich von Chambord (gest. 1883) und dessen Gemahlin Maria Theresia (gest. 1886). Vgl. Czoernig, Die Stadt G. als klimatischer Kurort (Wien 1874); Schatzmayer, Der klimatische Kurort G. (das. 1886); Noe, G. und seine Umgebung (Görz 1891).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.