Friedenskuß

Friedenskuß

Friedenskuß (heiliger Kuß, Liebeskuß) hieß in der altchristlichen Kirche der Kuß, den man sich als Zeichen gänzlicher Aussöhnung beim Abendmahl oder auch bei andern kirchlichen Handlungen, z. B. bei der Taufe, Absolution, Ordination, gegenseitig zu geben pflegte. Da die Heiden von dieser Sitte Anlaß zu Verdächtigungen der Christen nahmen, ordneten schon die apostolischen Konstitutionen Absonderung der Geschlechter hinsichtlich des Friedenskusses an. Die Sitte erhielt sich in der abendländischen Kirche bis ins 13. Jahrh. und wurde neuerdings von den Herrnhutern wieder belebt. Auch der Kuß, den ein neugewählter Papst bei der Adoration in der Peterskirche auf die Wange jedes adorierenden Kardinals drückt, heißt F. In der griechischen Kirche tritt am Ostermorgen nach der Verkündigung der Auferstehung der höchste Geistliche der Kirche an die Galerie vor der Ikonostase, um, nachdem er sämtliche Priester umarmt, jedem Mitglied der Gemeinde, daß sich ihm nähert, seinen Kuß und Segen zu geben mit den Worten: »Christus ist erstanden!«, denen die Erwiderung folgt: »In Wahrheit, er ist erstanden!« Hierauf küssen sich die Anwesenden, jedoch nach Geschlechtern gesondert, untereinander. Nach dem russischen Hofzeremoniell küßt der Zar die Herren seiner Umgebung auf den Mund (meist die Wange), die Zarin läßt sich die Hand küssen und erwidert den Kuß durch einen Kuß auf die Stirn der Herabgebeugten (auch der Generale etc.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Friedenskuß — (Osculum pacis), ein Stück der alten christlichen Liturgie, daß sich nach Beendigung der Agapen (s.d.) u. des Abendmahls (s.d.) die Versammelten desselben Geschlechts küßten. Später, als die Gemeinden größer wurden, wurde der F. wegen Unordnungen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Friedenskuß — (lat. oscŭlum pacis), in der alten Kirche der gegenseitige Kuß der Teilnehmer am Abendmahl, seit dem 13. Jahrh. abgekommen und nur noch unter Klerikern bei einzelnen Gelegenheiten andeutungsweise üblich (Messe, Neuwahl des Papstes) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Friedenskuß, der — Der Frīedenskúß, des sses, plur. die küsse, ein frommer Kuß, welchen sich die ersten Christen bey ihren Liebesmählern gaben. Die Römische Kirche gibt ihn noch jetzt bey verschiedenen Ceremonien …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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  • Heilige Messe — Feier der Heiligen Messe mit Papst Benedikt XVI. Heilige Messe ist der in der römisch katholischen und von ihr abstammenden katholischen Kirchen gebräuchliche Name für den – zusammen mit dem Stundengebet – wichtigsten Gottesdienst. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Katholischer Gottesdienst — Feier der Heiligen Messe mit Papst Benedikt XVI. Heilige Messe ist der in der römisch katholischen und von ihr abstammenden katholischen Kirchen gebräuchliche Name für den die Wortverkündigung und Eucharistiefeier umfassenden Haupt Gottesdienst.… …   Deutsch Wikipedia

  • Kredo — Das Credo (lat. „Ich glaube“, v. credere = glauben) ist ein Text des christlichen Gottesdienstes. Kurze Formen des Glaubensbekenntnisses sind seit der Alten Kirche bekannt, vor allem in der Funktion von Taufbekenntnissen, jedoch nicht in allen… …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss Chaumont — Luftbild des Schlosses Chaumont Schloss Chaumont liegt südlich der Stadt Blois in der französischen Gemeinde Chaumont sur Loire im Département Loir et Cher in der Region Centre. Auf einer steilen Böschung hoch über der …   Deutsch Wikipedia

  • Osculatorium — Osculatorium, s.u. Friedenskuß …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Oscŭlum — (lat.), 1) kleiner Mund; 2) kleine Mündung; 3) Kuß. O. caritatis (O. fraternitatis sanctum), Friedenskuß, s.d …   Pierer's Universal-Lexikon

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