- Flammenschutzmittel
Flammenschutzmittel, Substanzen, welche die leichte Entzündlichkeit von Geweben, Holz etc. beseitigen und verhindern, daß derartige Substanzen mit Flamme brennen oder glimmen. Man tränkt Gewebe mit einer 6–10proz. Lösung von schwefelsaurem Ammoniak, Gewebe, die geplättet werden, mit einer Lösung von 1 Teil wolframsaurem Natron in 5 Teilen Wasser mit 3–4 Proz. phosphorsaurem Natron. Soll die Wäsche gestärkt werden, so setzt man die Lösung der Appreturmasse hinzu. Sie verändert selbst die zartesten Farben nicht, macht sich überhaupt in keiner Weise bemerkbar; aber die damit getränkten Stoffe verkohlen nur in einer Flamme, ohne sich zu entzünden. Patera empfiehlt für feinste Stoffe und zarte Farben eine frisch bereitete Lösung von 3 Borax und 2,5 Bittersalz in 20 Wasser, die mit der etwa erforderlichen Menge Stärkemehl zu versetzen ist. Die Stoffe werden damit getränkt, zwischen Tüchern ausgewrungen und dann getrocknet. Für gröbere Stoffe eignen sich Mischungen von schwefelsaurem Ammoniak und Gips in verschiedenen Verhältnissen. Für Holz empfiehlt sich am meisten schwefelsaures Ammoniak und aus Tonerdenatron durch Kohlensäure gefälltes Tonerdehydrat, das dort am Platz ist, wo die Gegenstände dem Regen und der Nässe ausgesetzt sind. Hölzerne Dächer können von innen angestrichen werden, ebenso die Fußböden. Letztere sollen wie die Wände zuerst mit Ammoniaksalzen gestrichen und dann gefärbt, bez. die Wände mit Tapeten bekleidet werden. Auch in den Tapetenkleister sind Ammoniaksalze zu mischen. Als maximale Grenze kann man bei der Anwendung der F. 5 Proz. des Holzstoffes rechnen. Für Gewebe, Theaterdekorationen etc. wird diese Grenze mit 10–15proz. Lösungen erreicht, für dünne Bretter, Pappe etc. mit 20–30proz. Lösungen. Für Balken, dicke Bretter etc. sind stärkere Lösungen oder besser 2–3maliges Anstreichen mit 25–30proz. Lösungen zu empfehlen. Als Zusatz zum Wasser beim Feuerlöschen sind besonders Chlorcalcium, Chlormagnesium (und Manganchlorür) empfehlenswert. Als Abfallstoffe der Industrie sind diese Substanzen sehr billig, und da sie auch sehr leicht löslich sind, kann man höchst konzentrierte Lösungen, die nur in Wasser gegossen zu werden brauchen, vorrätig halten. Sie wirken ebenso energisch wie Ammoniaksalze. Holz sollen die Römer mit einer Mischung von Ton und Essig angestrichen haben, um es vor Entflammung zu schützen, und Polhem empfahl 1739 Imprägnation mit Kochsalz, Vitriol und Alaunlösung. Solche Imprägnationen sind besser als Anstriche, aber dauernd nur wirksam, wenn man das Holz durch seine ganze Masse hindurch zuletzt unter starkem Druck mit den Salzlösungen tränkt. Die angewandten Salze müssen so gewählt werden, daß sie nicht durch Feuchtigkeit dem Holz entzogen werden, wie es Hülsberg u. Komp. in Zernsdorf bei Königs-Wusterhausen erreicht haben. Sie benutzen ein Metallammoniumsulfat nach dem Typus (NH4)2SO4.MgSO4+6H2O mit Borsäure. Vgl. Feuersichere Baukonstruktionen und Versmann und Oppenheim, On rendering fabrics non inflammable (Lond. 1859); Dieselben, Description of the ladies life preserver (das. 1859); Patera, Über F. (Wien 1871).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.