Evangelisation

Evangelisation, das Werk der von protestantischen Gemeinschaften unternommenen Ausbreitung der evangelischen Lehre in katholischen, besonders romanischen Ländern. In diesem Sinne wirken z. B. in Italien die Waldenser (s.d.) und die Chiesa Evangelica Italiana (s.d.); in Frankreich die Société centrale protestante d'Évangélisation (1902: 180 Agenten; Einnahme 457,956 Fr.), die Société évangélique de France (1901: 37 Evangelisten in 23 Stationen; Einnahme 120,865 Fr.), die Société évangélique (1901: 203,424 Fr.; hauptsächlich Bibelvertrieb), die von dem Schotten Mac All (gest. 1893) 1872 gegründete Mission populaire évangélique de France (1901: 330,975 Fr.); in Spanien seit 1886 die »Evangelisch-spanische Kirche«; in Deutschland und Österreich seit 1899 die »Gesellschaft zur Ausbreitung des Evangeliums« mit Sitz in Barmen. – Neuerdings versteht man unter E. auch die von der amtlichen Verkündigung und kirchlichen Organisation sich unabhängig haltenden evangelischen Bestrebungen in Wort und Schrift innerhalb der evangelischen Landeskirchen selbst. Die große Ausdehnung dieser Tätigkeit durch Männer wie Schrenk, Joh. Müller (»Die Evangelisation unter den Entkirchlichten«, Leipz. 1895), Lepsius (»Das Reich Christi«, Zeitschrift, seit 1898), Chr. Fr. Spittler u. a., veranlaßte die deutschen evangelischen Kirchenbehörden seit 1896 (22. Kirchenkonferenz in Eisenach), eine Verständigung über das Verhältnis der freien Evangelisationstätigkeit zu Kirche und Pfarramt anzubahnen. Vgl. Schneider, E. und Gemeinschaftspflege (Gütersloh 1898), und Artikel »Chrischona«.