- Aleánder
Aleánder, Hieronymus, Kardinal, geb. 13. Febr. 1480, gest. 1542, studierte anfangs Medizin, dann in Padua Theologie und alte Sprachen. Papst Alexander VI. machte ihn 1501 zum Sekretär seines Sohnes Cesare Borgia und gebrauchte ihn zu diplomatischen Sendungen. Seit 1508 war A. Professor des Griechischen an der Universität zu Paris und wurde 1513 ihr Rektor. Vom Fürstbischofe von Lüttich 1515 zum Kanzler ernannt, zeichnete er sich in der Verwaltung aus, wurde 1517 Bibliothekar Papst Leos X., entwarf mit Eck die Bannbulle gegen Luther, wurde 1520 als päpstlicher Nunzius nach Deutschland geschickt und setzte auf dem Reichstag zu Worms (1521) die Achtserklärung gegen Luther durch. 1524 zum Erzbischof von Brindisi ernannt, befand A. sich 1525 als päpstlicher Legat bei König Franz I. und wurde mit diesem in der Schlacht bei Pavia gefangen. 1531 erschien er abermals in Deutschland als Nunzius des Papstes mit dem Auftrag, eine friedliche Auseinandersetzung der Katholiken und Protestanten zu verhindern. Doch vereitelte der Religionsfriede zu Nürnberg den Hauptzweck seiner Mission. Auch eine dritte Sendung 1538 hatte wenig Erfolg. 1538 wurde A. zum Kardinal erhoben. Sein »Lexicon graeco-latinum« (Par. 1512), das beste seiner Zeit, ist jetzt eine bibliographische Seltenheit. Außerdem edierte A. mehrere griechische Autoren und lieferte eine griechische Grammatik. Auch als Dichter erlangte er Ruf. Für die Reformationsgeschichte sind seine Briefe (abgedruckt in Friedrich, Der Reichstag von Worms nach den Briefen Aleanders, Münch. 1872, und in Brieger, Quellen u. Forschungen zur Geschichte der Reformation, 1. Teil: A. und Luther 1521, Gotha 1884) wichtig. Vgl. Jansen, A. am Reichstag zu Worms (Kiel 1883); Kalkoff, Die Depeschen des Nunzius A. vom Wormser Reichstag (übersetzt etc., Halle 1886); Friedensburg, Legation Aleanders 1538–1539 (Nunziaturberichte; Gotha 1893, 2 Bde.); »Journal autobiographique du cardinal Jérome A.« (hrsg. von Omont, Par. 1895).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.