- Dyasformation
Die Dyasformation ist gegenüber ältern und jüngern Formationen auffallend arm an organischen Resten. Wo die Zweiteilung in Rotliegendes und Zechsteinformation (oder kurzweg Zechstein) durchführbar ist, enthält die untere Abteilung, das Rotliegende, Überreste von Landpflanzen und Landtieren, während die obern Schichten, der Zechstein, eine Meeresfauna beherbergen. Die pflanzlichen Reste des Rotliegenden besitzen eine große Ähnlichkeit mit solchen der Steinkohlenformation, und einige Geologen haben deshalb, zumal auch das Gesteinsmaterial dem der Steinkohlenformation so ähnlich ist, daß eine Abgrenzung an vielen Orten auf große Schwierigkeiten stößt, den Vorschlag gemacht, das Rotliegende noch der Steinkohlenformation zuzurechnen. Unter den Pflanzen sind Kalamiten, Farne, Koniferen und Cykadazeen verbreitet, besonders häufig die verkieselten Stämme von Araucarioxylon und Baumfarnen (so Psaronius [Starstein], der namentlich beim Anschleifen die Gefäßbündel sehr schön erkennen läßt). Charakteristische Formen sind ferner die Zweige der Walchia, einer Konifere, und der der Zypresse verwandten Ullmannia (Fig. 17, bei Frankenberg in Kupferglanz umgewandelt, sogen. Frankenberger Kornähren). Unter den Tierresten ist das Bryozoengenus Fenestella (Fig. 4) ein gutes Leitfossil für den Zechstein. Es ist besonders häufig in der sogen. Rauchwacke, die sich oft geradezu als ein Bryozoenriff, auch reich an andern Meerestieren, darstellt. Für den Zechstein sind ferner charakteristisch die ebenfalls abgebildeten Armfüßer Productus horridus (Fig. 8), Spirifer undulatus (Fig. 9), Camarophoria Schlotheimi (Fig. 13), Strophalosia Goldfussi (Fig. 12) und die Pelekypoden Arca striata (Fig. 5), Avicula (Pseudomonotis) speluncaria (Fig. 14), Gervillia ceratophaga (Fig. 2), Pleurophorus costatus (Fig. 3), Schizodus obscurus (Fig. 15) etc. Die Fischreste, die typischen heterocerkalen Ganoiden angehören, sind in Tausenden von Exemplaren in dem Kupferschiefer (z.B. Platysomus und Palaeoniscus, Fig. 1 u. 6) und in den Sphärosideriten der Lebacher Schichten (z.B. Acanthodes, Fig. 7) enthalten. In den letztem wird auch der zierliche Krebs Gampsonyx fimbriatus (Fig. 10) gefunden, der mit kleinen zweischaligen Ostrakoden die Krustazeen repräsentiert, während die in altern Formationen so reichlichen, in der Steinkohlenformation wenigstens noch gut vertretenen Trilobiten der Dyasformation fast vollkommen fehlen. In zahlreichen Exemplaren sind endlich Labyrinthodonten (Stegokephalen) im Rotliegenden aufgefunden worden, so namentlich Branchiosaurus (Fig. 16) in mehreren Arten und Archegosaurus (Fig.11).
Das Rotliegende ist in Deutschland besonders in der Saargegend, im Nahetal und in der Westpfalz sehr genau untersucht worden und wird jetzt in eine untere und in eine obere Abteilung gegliedert. Als unteres Rotliegendes werden unterschieden die Kuseler Schichten, Sandsteine und Schiefertone mit dünnen Kohlenflözen, und über diesen die Lebacher Schichten, Sandsteine, Schiefertone und Schiefer mit eingelagerten Toneisensteinen (Sphärosideriten), die reich an Versteinerungen, wie Acanthodes, Amblypterus, Archegosaurus etc., sind. Nach Ablagerung der Lebacher Schichten entwickelte sich in Deutschland eine starke vulkanische Tätigkeit; Melaphyr, Porphyrit und besonders Quarzporphyr sowie Tafle von diesen Gesteinen sind bezeichnend für die Grenzzone des untern gegen das obere Rotliegende. Das letztere ist in seinem untern Teil, den sogen. Waderner Schichten, wesentlich aus dem Trümmermaterial jener Eruptivgesteine zusammengesetzt, erst in dem obern Teil, den sogen. Kreuznacher Schichten, herrschen wieder Sandsteine und rote Schiefertone. Den Zechstein, der besonders am südlichen Harzrand und in der Mansfelder Gegend, auch in Ostthüringen sehr gut entwickelt ist, eröffnet gewöhnlich ein graues, quarzreiches Konglomerat; darüber liegt der wenig (gewöhnlich nur 0,6 m) mächtige, aber in horizontaler Richtung über große Flächen verbreitete Kupferschiefer; dann folgt der eigentliche Zechsteinkalk, hierauf Rauchwacke und Asche und endlich ein Wechsel von bunten Letten, Mergel, Anhydrit und Gips, bisweilen auch Steinsalz, als das oberste Glied. Steinsalzführend ist die Dyasformation namentlich in der Magdeburger Gegend (Staßfurt), wo sie in der Tiefe nachgewiesen ist, und von wo sie, auch reich an den technisch wichtigen Kalisalzen, einerseits bis in die Mark Brandenburg (Sperenberg), Mecklenburg und bis Holstein (Segeberg), anderseits über Sondershausen und Arnstadt bis Salzungen und über Aschersleben, Vienenburg bis in die Gegend von Hildesheim unterirdisch sich erstreckt. In Sachsen (Erzgebirge) und Süddeutschland (Fichtelgebirge, Odenwald, Schwarzwald, Vogesen) ist fast nur die untere Abteilung der Dyasformation, das Rotliegende, entwickelt, ebenso im Saarbecken und in Böhmen. Recht ähnlich der deutschen Entwickelung erscheint die Dyasformation in England, wo der Lower new red sandstone unserm Rotliegenden, der Magnesian limestone dem Zechstein enstpricht. In Rußland, wo die Dyasformation den größten Teil der europäischen Provinzen bedeckt, wechseln dagegen Landpflanzen führende Schichten mit solchen, die Meereskonchylien enthalten, vielfältig ab, indem gleichsam Rotliegendes und Zechstein wiederholt miteinander wechsellagern. Im westlichen Nordamerika endlich, ebenso in der Salt Range in Indien, auch bei Tjulfa in Russisch-Armenien und im Sosia-Tal auf Sizilien sind nur marine Schichten entwickelt.
Unter den technisch wichtigen Mineralien gebührt dem Steinsalz (bei Sperenberg an 1200 m mächtig erbohrt, ohne die untere Grenze zu erreichen) und den begleitenden Kalisalzen (Staßfurt, Douglashall, Sondershausen, Vienenburg, Aschersleben etc.) die erste Stelle. Die Sphärosiderite der Lebacher Schichten und einzelne Brauneisenerzlager im Zechstein (Schmalkalden, Spessart) liefern gute, z.T. manganreiche Eisenerze; Nickel- und Kobalterze (Kamsdorf in Thüringen, Bieber und Richelsdorf in Hessen) sowie Quecksilbererze (Rheinpfalz) treten gangförmig auf; Manganerze (Elgersburg und Ilmenau in Thüringen, Harz) sind besonders an die Eruptivgesteine des Rotliegenden geknüpft; als Kupfererze endlich, oft silberhaltig, werden die Kupfersandsteine in Rußland sowie die Imprägnationen des Weißliegenden (sogen. Sanderze bei Sangerhausen etc.), hauptsächlich aber der Kupferschiefer (Mansfeld, Richelsdorf) abgebaut. Obgleich von letzterem nur eine Schicht von etwa 0,1 m Mächtigkeit bauwürdig ist, welche die Kupfererze (2–3 Proz. Kupfer und dieses 0,5 Proz. Silber haltend) in staubförmigen Teilen eingesprengt führt, ist doch der großartige Mansfelder Bergbau (jährlich gegen 15 Mill. kg Kupfer und 85,000 kg Silber) ausschließlich auf Ausbeutung des Kupferschiefers angewiesen.
Dyasformation.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.