- Düna
Düna (bei den Russen Westliche Dwina, bei den Letten Daugawa genannt), einer der bedeutendsten Flüsse des westlichen Rußland, entsteht unfern der Wolgaquelle im Gouv. Twer aus dem Dwinezsee und durchströmt den schmalen Doppelsee Ochwat-Shadenje. Schon unterhalb Toropez wird sie für Fahrzeuge (Strusen) von 1000 Schiffspfund Ladung fahrbar und ergießt sich, nachdem sie an Riga vorübergeflossen, bei Dünamünde (Ust-Dwinsk) in den Rigaer Busen der Ostsee. Ihre Länge beträgt 1024 km, ihr Stromgebiet 85,401 qkm (1551 QM.). Die Gouvernements Twer, Pskow, Smolensk, Witebsk, Kurland und Livland partizipieren an der Wasserfülle der D. unmittelbar; wenn man aber ihre der Mehrzahl nach schiffbaren Nebenflüsse (rechts: Uswjät, Drissa, Ewst und Oger, links: Mesha, Dissna, Ulla, Bolderaa etc.) berücksichtigt, dehnt sich ihr Wasserarm auch über die Gouvernements Nowgorod, Mohilew, Wilna und Kowno aus. Der Strom hat bei Riga eine Breite von ca. 600 m, eine Tiefe von 4–8 m, mehrere seichte Stellen und verschiedene die Schiffahrt erschwerende Strudel und Stromschnellen. Zwischen Riga und der Ausmündung befinden sich viele Sandbänke. Der flache Talboden zu beiden Seiten der D. ist größtenteils fruchtbares Ackerland; im Frühling finden gewöhnlich weitreichende Überschwemmungen statt. Durch den Lepel- oder Beresinakanal (s. d.) ist eine Verbindung der Ostsee und des Schwarzen Meeres hergestellt worden. Der Schiffsverkehr ist lebhaft. Der Gesamttransport auf der D. beziffert sich auf ca. 110 Mill. Pud, wovon 80 Mill. Pud angekommen, 30 Mill. Pud abgefertigt sind. Davon entfallen auf Holz ca. 73 Mill. Pud, das teils als Floß, teils auf Barken transportiert wird. Infolge der neuerdings vom russischen Verkehrsministerium vorgenommenen Stromarbeiten hat die Schiffahrt einen rapiden Aufschwung genommen. Doch existiert wegen der vielen Untiefen ein regelmäßiger Dampferverkehr eigentlich nur von Riga bis Dünamünde. Sehr reich ist die D. an Lachsen und Neunaugen.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.