Lachs

Lachs

Lachs (Salm, Salmo Art.), Gattung aus der Familie der Lachse (Salmonidae), Fische mit gestrecktem, rundlichem Leib, verhältnismäßig kleinem Kopf, bis unter das Auge gespaltenem Maul, kegelförmigen Zähnen an Kiefern, Pflugscharbein, Gaumenbein und Zunge, kurzer Afterflosse und kleinen Schuppen. Die Jungen sind im ersten Jahr mit 8–12 dunkeln Querbinden gezeichnet, im zweiten Jahr erhalten sie die Färbung der Erwachsenen, und viele Arten wandern nun nach dem Meer; bei alten Männchen biegt sich der Unterkiefer hakig nach oben. Färbung, Zeichnung, selbst Gestalt ändern sich je nach Geschlecht, Alter, Jahreszeit, Aufenthalt und Nahrung, auch treten sterile Formen und Blendlinge auf, die wahrscheinlich unter sich oder mit einer der Stammarten fruchtbar sind. Der Lachs (S. salar L., s. Tafel »Künstliche Fischzucht I«, Fig. 9), bis 1,5 m, selten 2 m lang und 40, selbst 45 kg schwer, meist aber viel kleiner, mit schmächtiger, lang vorgezogener Schnauze, zahnloser, kurzer Pflugscharbeinplatte und einreihig gestellten, frühzeitig ausfallenden Zähnen auf dem Pflugscharbeinstiel, auf dem Rücken graublau, an den Seiten silberglänzend mit wenigen schwarzen Flecken oder ungefleckt; die Unterseite ist silberweiß, Rücken-, Fett- und Schwanzflosse erscheinen dunkelgrau, die übrigen Flossen blässer. Er bewohnt die Meere und Flüsse der nördlichen gemäßigten und kalten Zone in Europa, Asien und Amerika, kommt in Europa nicht unterhalb 43° nördl. Br. vor und fehlt auch in den dem Schwarzen und dem Mittelländischen Meer zufließenden Strömen. Er lebt gern gesellig, schwimmt sehr gewandt, springt vortrefflich und mästet sich im Meer, wo er sich niemals sehr weit von seinem Geburtsfluß entfernt, von allerlei Fischen außerordentlich. Im März, April oder Mai erscheint er an den Mündungen der Flüsse (derselbe Fisch sucht stets wieder denselben Fluß auf), hält sich hier einige Zeit auf und schwimmt dann in geordnetem Zug stromaufwärts. Dabei werden Stromschnellen, Wasserfälle, Wehre mit großer Kraft, Gewandtheit und Ausdauer übersprungen. Die Lachse schnellen sich im Bogen von 6 m etwa 2 bis 3 m empor und gelangen so, wenn auch erst nach Monaten, in den obern Lauf der Ströme und in die Nebenflüsse. Um den Fischen das Überwinden natürlicher Hindernisse in den Strömen zu ermöglichen, baut man sogen. Lachsleitern (s. Fischzucht, S. 630). Wahrscheinlich ist der längere Aufenthalt im Süßwasser erforderlich, um die Lachse zum Fortpflanzungsgeschäft fähig zu machen. Der stromauf steigende Fisch ist sehr fett (Weißlachs), hat rotes Fleisch, färbt sich zur Laichzeit dunkler, und das Männchen erhält rote Flecke an den Seiten und Kiemendeckeln; besonders alte Milchner legen ein prachtvolles Farbenkleid an (Kupferlachs). Gleichzeitig entwickelt sich an der Unterkieferspitze ein knorpeliger harter Haken (Hakenlachs). Alle diese Veränderungen verschwinden wieder nach dem Laichen. Zur Aufnahme des Laichs höhlt das Weibchen mit dem Schwanz eine seichte Grube aus, in der das Männchen die in mehreren Tagen gelegten Eier befruchtet, die sodann durch Schwanzbewegungen wieder bedeckt werden. Nach dem Laichgeschäft kehren die Lachse abgemagert, da sie im Süßwasser kaum fressen, und mit blassem Fleisch (Graulachs) ins Meer zurück; auf dieser Talwanderung gehen sehr viele Lachse zugrunde. Die Jungen schlüpfen nach vier Monaten aus und sind ca. 1 cm lang; sie werden im ersten Sommer 10 bis 15, in 16 Monaten aber ca. 40 cm lang (Sälmlinge) und wandern dann langsam ins Meer, wo sie in kurzer Zeit außerordentlich an Gewicht zunehmen. Gezeichnete Lachse waren nach nur achtwöchigem Aufenthalt im Meere bis 7 kg schwerer geworden. Im zweiten und dritten Lebensjahr steigen sie in die Flüsse auf. Der Lachsfang hat durch unvernünftigen Betrieb stark abgenommen, und erst in neuester Zeit zeigen sich als Folge neuerer Gesetzgebung und der künstlichen Fischzucht hier und da erfreuliche Resultate. In Australien wurde der L. mit bestem Erfolg eingebürgert. In Sibirien, Rußland, Skandinavien ist der L. für die Volksernährung von hoher Bedeutung; bei uns gilt er mehr als Delikatesse (Rheinlachs) und kommt frisch, geräuchert und mariniert in den Handel. Der Ostseelachs ist weniger geachtet als der aus der Nordsee und dem Ozean, am höchsten geschätzt ist der Wintersalm des Rheins, der eine Laichperiode, ohne zu laichen, vorübergehen läßt. Aus Amerika wird viel L. im gefrornen Zustand und geräuchert nach Europa gebracht, auch aus Sibirien ist die Zufuhr gelungen. (Vgl. Fritsch, Der Elbelachs, Prag 1894; Zschokke, Der L. und seine Wanderungen, Stuttg. 1905; Leonhardt, Der L., Versuch einer Biologie, Neudamm 1905.) Der Saibling (Salbling, Salmling, Gold-, Rotforelle, Ritter, S. Salvelinus L., s. Tafel »Künstliche Fischzucht I«, Fig. 3), bis 50 cm lang und 6 kg schwer, mit gestrecktem, seitlich etwas zusammengedrücktem, aber nach Alter, Geschlecht und Aufenthaltsort in seiner Form und Farbe äußerst wandelbarem, auf dem Rücken blaugrauem, an den Seiten gelblich-weißem und hell geflecktem, am Bauch orangerotem Körper. Die Flossen sind ziemlich lang, die Bauchflossen stehen unter der Rückenflosse, die paarigen Fl offen und die Afterflosse sind am Rande milchweiß, die Schwanzflosse behält selbst im höhern Alter einen halbmondförmigen Ausschnitt. Auf der vordern Pflugscharbeinplatte stehen 5–7 gekrümmte Zähne, auf dem Stiel eine mit vielen kleinen Zähnen besetzte Längsplatte. Er lebt in den Tiefen der Alpenseen Mitteleuropas und des hohen Nordens, in den Bergseen Nordrußlands und Schottlands, auch im Ladogasee, nährt sich hauptsächlich von Schmarotzerkrebsen, auch von kleinen Fischen, laicht Ende Oktober bis Ende November, an andern Orten vom Januar bis März und noch später an seichten Uferstellen und wird seines sehr wohlschmeckenden, bald weißlichen, bald rötlichen Fleisches halber gefangen. Die künstliche Fischzucht erzielt Blendlinge des Saiblings mit der Forelle, die schneller wachsen als der erstere und zarteres, schmackhafteres Fleisch besitzen als die letztere. Der Heuchen oder Huchen (Rotfisch, Donaulachs, S. Hucho L., s. Tafel »Künstliche Fischzucht I«, Fig. 8), bis 2 m lang und bis 50 kg schwer, mit sehr gestrecktem, zylindrischem Körper, auf Oberkopf und Rücken grünlichbraun oder blaugrau, auf dem Bauch silberweiß, auf dem ganzen Körper mehr oder weniger schwarz gefleckt und punktiert, mit weißlichen Flossen, im Alter rötlich, findet sich in der Donau und deren aus den Alpen kommenden Nebenflüssen, in denen er bis zu 1000 m Meereshöhe aufsteigt, geht nicht ins Meer, lebt einzeln, ist ungemein gefräßig und laicht im März bis Mai an seichten, kiesigen Stellen, wo er mit dem Schwanz Gruben wühlt. Sein Fleisch ist weißlich und wohlschmeckend. Man sucht ihn durch künstliche Abnahme und Erbrütung des Laiches zu vermehren und in Teichen auszuziehen. Vgl. Robida, Der Huchen und sein Fang mit der Angel (Laibach 1902). Der kalifornische L. (Oncorrhynchus Quinnat Rich.) bewohnt den nördlichen Teil des Stillen Ozeans und zieht zum Laichen im Sacramento, Columbia, Oregon bis weit ins Gebirge hinaus. Er wird in ungeheuren Mengen gefangen und auf Konserven verarbeitet. Mit großem Erfolg werden viele Millionen künstlich erbrüteter Fischchen in die Quellbäche ausgesetzt. Unechter L., eine Form der Meerforelle, s. Forelle.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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