- Cowper
Cowper (spr. kauper oder kūper), 1) William, Anatom und Chirurg, geb. 1666 zu Alresford in Hampshire, gest. 8. März 1709 in London. Nach ihm sind die Cowperschen Drüsen (s.d.) benannt. Er beschrieb dieselben in »Glandularum quarundarum descriptio« (Lond. 1702) und schrieb ferner: »Myotomia reformata« (das. 1694); »Anatomy of human bodies« (Oxford 1697). Berühmt waren seine saubern Präparate.
2) William, Graf, engl. Staatsmann, ward 1688 Advokat und erwarb sich seit 1695 im Parlament als Redner Beifall. 1705 zum Großsiegelbewahrer von England ernannt, wirkte er für die Vereinigung Englands und Schottlands und wurde 1706 zum Peer und Baron C., 1707 zum Lord-Kanzler erhoben. Als aber die Tories im Rate der Königin Anna die Oberhand gewannen, trat C. 1710 von seinem Amt zurück. Nach Annas Tod war C. einer der Regenten Englands bis zur Ankunft Georgs I., wurde von diesem zum Lord-Kanzler und 1718, als er sein Amt niederlegte, zum Grafen C. ernannt. An den Verhandlungen des Oberhauses nahm er bis zu seinem Tode 10. Okt. 1723 hervorragenden Anteil.
3) William, engl. Dichter, geb. 15. Nov. 1731 zu Berkhamstead in Hertfordshire als Sohn eines königlichen Kaplans und Neffen des vorigen, gest. 25. April 1800; er besuchte die Westminsterschule, litt aber von Jugend auf an Menschenscheu und hatte nicht das Selbstvertrauen, das ihm angebotene Sekretariat des Oberhauses zu übernehmen. Er machte Selbstmordversuche, hielt sich für verdammt und verbrachte geraume Zeit in einer Irrenanstalt. Trost suchte und fand er dann in methodistischer Frömmigkeit; als Pensionär im Hause der Mrs. Unwin zu Olney (seit 1767) machte er ihre Andachtsübungen eifrig mit, half dem »evangelischen« Kuraten John Newton in der Armenpflege und schrieb für ihn die »Hymns of Olney«. Abermals verfiel er 1773 in Melancholie, aus der er sich erst 1778 aufrichtete. Eine Sammlung seiner Gedichte (1782) fand wenig Anklang. Wohltätig wirkte auf ihn der Umgang mit der geistreichen Lady Austen, deren Einfluß die komische Ballade »John Gilpin« und die ausgezeichnete Dichtung »The task« (1785) ihre Entstehung verdanken. Zu seiner Zerstreuung übersetzte C. den Homer in reimlosen Jamben (Lond. 1791, 2 Bde.). Trotz allen Drucks, der auf Cowpers Seele lag, war er in einem noch höhern Grad als Thomson ein Befreier der englischen Poesie; er brachte Herzenswärme zur Geltung statt bloßer Glätte und wußte mit einer gewinnenden Kühnheit Poesie zu entdecken, wo man keine vermutet hatte. Sein Hauptwerk: »The task« (»Die Aufgabe«) ist eine Landschafts- und Sittenbeschreibung in schlichten Blankversen, bald idyllisch und bald satirisch, das Weltbild eines Einsamen, der doch bereits die demokratischen Tendenzen der französischen Revolution vorempfindet. Eine fast vollständige Ausgabe seiner Werke (Lond. 1834–37, 15 Bde., mit Biographie; abgedruckt in Bohns »Standard library«, 1855, 8 Bde.) rührt von Southey her, der, gleich den andern Lakisten, von ihm tief beeinflußt war. Unter den vielen Ausgaben seiner Dichtungen allein sind hervorzuheben die »Globe edition« (Lond. 1874, mit Lebensbeschreibung von Benham) und die von Griffith in der »Clarendon Press« (mit Kommentar, 1874; Nachtrag: »Unpublished poems of C.«, hrsg. von Th. Wright, 1900). Eine Auswahl seiner Dichtungen übersetzte W. Borel (Leipz. 1870). Die »Private correspondence of C.« gab John Johnson heraus (Lond. 1824, 2 Bde.); seine hinterlassenen »Memoirs« erschienen in London 1816 (neue Ausg. 1852; deutsch von P. Kind, Basel 1846). Sein Leben beschrieben Hayley (Lond. 1803, 2 Bde.; 1806, 4 Bde., u. ö.), Taylor (1835), Goldwin Smith (1880), Th. Wright (1892), M. Harland (1899). Vgl. Neve, Concordance to the poetical works of C. (Lond. 1887).
4) Francis Thomas de Grey, Graf, brit. Staatsmann, geb. 11. Juni 1834, folgte seinem Vater, dem sechsten Grafen C., 15. April 1856 in der Peerswürde und wurde im April 1880 zum Vizekönig von Irland ernannt, legte aber schon im April 1882 dieses Amt nieder, weil er mit der irischen Politik Gladstones nicht einverstanden war.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.