Agaricus

Agaricus

Agaricus Fr. (Blätterschwamm, Blätterpilz), Pilzgattung aus der Ordnung der Hymenomyceten und der Familie der Agarikazeen (Blätterschwämme), Pilze mit häutigen, weichen Lamellen, die nach der Farbe der Sporen, dem Vorhandensein oder Fehlen von Ring und Schleier in zahlreiche Untergattungen geteilt werden. – Zur Untergattung Hypholoma Fr. mit dunkelpurpurnen Sporen, gefärbtem, starrem Stiel und am Hutrand zurückbleibendem faserigen Schleier gehört der angenehm riechende, aber widerlich bitter schmeckende, giftige Schwefelkopf (Büschelschwamm, A. fascicularis Huds., s. Tafel »Pilze II«, Fig. 12), der in dichtem Rasen an alten Baumstöcken wächst. – Dunkel gefärbte Sporen, einen Ring am Stiel und freie, dem Stiel nicht angewachsene Lamellen hat die Untergattung Psalliota, die von eßbaren Arten den Champignon (A. campestris L., s. Tafel »Pilze I«, Fig. 13), den Wiesenschwamm (A. pratensis Schäff.), den Schafchampignon (A. arvensis Schäff.) und den Waldchampignon (A. silvaticus Schäff) umfaßt (s. Champignon). – Braune oder ockerfarbene Sporen und einen Ring am Stiel hat die Untergattung Pholiota, zu welcher der an Baumstämmen lebende Stockschwamm (A. mutabilis Schäff.), mit gebuckeltem, zimtbraunem Hut, steifem, schuppigem, braunem Stiel und erst weißem, dann braunem, verschwindendem Ringe, gezählt wird, und der fettige Schuppenpilz (A. adiposus Batsch.), der als Parasit an Waldbäumen eigentümliche Zersetzungserscheinungen im Holz verursacht (s. Tafel »Pflanzenkrankheiten II«, Fig. 9). – Von den Arten der Untergattung Clitopilus mit rosa gefärbten Sporen, herablaufenden, am fleischigen Stiel angewachsenen Lamellen wird der Musseron (A. prunulus Scop., s. Tafel »Pilze I«, Fig. 11) als Speiseschwamm geschätzt, der frisch einen mehlartigen Geruch hat. – Von den zahlreichen Untergattungen mit weißen Sporen sind die Arten von Pleurotus leicht durch muschelförmigen, seitlich gestielten oder stiellosen Hut erkennbar, wie der eßbare, an Laubbäumen wachsende Buchenpilz oder Drehling (A. ostreatus Jacq.), mit erst schwärzlichem, dann braunem, endlich gelblichem, exzentrisch gestieltem Hut und oberwärts verdicktem, am Grunde behaartem Stiel. – Bei den übrigen Untergattungen ist der Stiel immer zentral angeheftet. – Bei der Untergattung Collybia fehlen die allgemeine Hülle und der Ring, der Stiel ist knorpelig, der Hut flach, und die Lamellen laufen nicht herab; dazu ist der eßbare Nagelschwamm (A. esculentus Wulf.) zu zählen, der einen etwas bittern Geschmack hat und an Wegen und auf Triften vom Frühling bis Herbst truppweise wächst; sein ockergelber oder bräunlicher, etwa 2 cm breiter Hut steht auf dickem, hohlem, tonfarbenem Stiel. – Die Untergattung Tricholoma unterscheidet sich von Collybia besonders durch den fleischigen Stiel und angeheftete, am Stiel ausgebuchtete Lamellen; allgemeine Hülle und Ring fehlen ebenfalls. Von eßbaren Arten derselben sind zu nennen der Maischwamm (A. graveolens Pers.), mit ungeflecktem, grauem oder braungelbem Hut, und der Pomonaschwamm (A. Pomonae Lenz), mit geflecktem, weißgelbem bis braungelbem Hut und ausgerandeten, mit einem Zahn am Stiel angewachsenen Lamellen. – Bei der Untergattung Armillaria fehlt nur die allgemeine Hülle, und die Lamellen laufen herab. Vom Hallimasch (A. melleus L., s. Tafel »Schmarotzerpflanzen II«) bildet das Mycelium die Rhizomorphastränge (s. Rhizomorpha) und erzeugt bei Nadelhölzern den Erdkrebs (s. d.); der Fruchtkörper hat einen bis 10 cm breiten, in der Mitte gebuckelten, braungelben bis schwarzbraunen, haarig beschuppten Hut, mit einem Zahn herablaufende Lamellen und einen bräunlich-gelblichen Stiel mit hängendem, flockigem Ring. – Zur Untergattung Lepiota mit allgemeiner schuppiger Hülle, die mit der Hutoberfläche fest verwachsen bleibt, gehört der wohlschmeckende Parasolschwamm (A. procerus Scop., s. Tafel »Pilze I«, Fig. 12), mit gebuckeltem, 7–25 cm breitem, weißem oder bräunlichweißem Hute, dessen dicke Haut in zahlreiche graubraune, dachziegelartige Schuppen zerreißt und einen am Grunde knolligen, braunschuppigen, bis 30 cm hohen Stiel hat. – Bei der Untergattung Amanita löst sich die allgemeine Hülle von der Hutoberfläche ab. Von giftigen Arten gehören dahin: 1) Der in Wäldern häufige Perlenschwamm (graue Fliegenschwamm, A. rubescens Fr.), mit bräunlichem, rötlichem oder lederfarbenem, 7–12 cm breitem Hute, der mit vielen kleinen, weißen, mehligen Warzen besetzt ist und von einem oben verdünnten, 5–10 cm hohen, weißlichen oder rötlichen, feinschuppigen Stiel getragen wird. 2) Der in Wäldern sehr verbreitete Fliegenpilz (A. muscarius L., s. Tafel »Pilze II«, Fig. 11), mit orange- oder feuerrotem, 7–18 cm breitem Hute, dessen im feuchten Zustande klebrige Oberfläche mit vielen dicken, weißen Warzen bedeckt ist und weiße Lamellen hat; sein am Grunde knolliger Stiel ist weiß, selten gelblich und trägt einen schuppig gerandeten Ring. Der Pilz wurde früher arzneilich benutzt und diente den Bewohnern Ostsibiriens und Kamtschatkas zur Bereitung eines berauschenden Getränks (Muchamor), das jetzt durch Branntwein verdrängt ist; ein ähnliches Getränk scheint auch die in der nordischen Sagengeschichte öfter erwähnte Berserkerwut veranlaßt zu haben. 3) Pantherschwamm (A. pantherinus DC.), mit bräunlichem, auch grünlichem oder bläulichem, am Rande gestreiftem, 7–12 cm breitem, mit Warzen besetztem Hut, einer wulstigen, ockergelben Scheide am Grunde des Stieles und schiefem, unregelmäßigem Ring. 4) Knollenblätterschwamm (A. phalloides Fr., s. Tafel »Pilze II«, Fig. 3), mit erst glockigem, dann ausgebreitetem, schmierigem, weißem, blaßgelbem oder blaßgrünem Hut und am Grunde knolligem, von einer teilweise verwachsenen Scheide umgebenem Stiel. Eßbar und (schon bei den Alten) sehr geschätzt ist 5) der Kaiserschwamm (A. caesareus Scop.), mit orangerotem oder gelbem, mit einzelnen weißen, hautartigen Resten der Hülle bedecktem Hut und gelben Lamellen, Ring und Fleisch.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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