- Zorndorf
Zorndorf, Dorf im preuß. Regbez. Frankfurt, Kreis Königsberg i. N., hat eine evang. Kirche und (1905) 1045 Einw. – Z. ist denkwürdig durch den Sieg Friedrichs d. Gr. über die Russen 25. Aug. 1758. Als die Russen unter Fermor 1758 nach Besetzung Ostpreußens in die Neumark vordrangen und die Belagerung von Küstrin begannen, eilte der König aus Schlesien mit 14,000 Mann nach der Neumark, vereinigte sich bei Küstrin mit den 32,000 Mann des Generals v. Dohna und ging 23. Aug. bei Güstebiese über die Oder. Fermor hob die Belagerung Küstrins auf und erwartete mit 50,000 Mann und zahlreicher irregulärer Reiterei bei dem Dorfe Quartschen, im Rücken und in der rechten Flanke durch den morastigen Grund der Mietzel gedeckt, den Angriff der Preußen von Norden her. Friedrich umging 24. Aug. die russische Stellung und stellte sich am Morgen des 25. südlich von ihr bei Z. auf. Fermor mußte die Front wechseln, ward auf dem rechten Flügel angegriffen, wehrte sich aber erfolgreich und ging bereits vorwärts, als sich Seydlitz mit seiner gesamten Kavallerie auf die russische stürzte, sie zum Weichen brachte und auch die Infanterie in die Flucht trieb. Der König ließ um 2 Uhr nachmittags seinen bisher noch nicht in Tätigkeit gewesenen rechten Flügel gegen den ebenfalls noch unberührten linken Flügel der Russen vorrücken. Die russische Kavallerie stürzte sich auf die preußische Infanterie und brachte 13 Bataillone zum Weichen. Da eilte Seydlitz zum zweitenmal mit 61 Schwadronen (8000 Mann) rechtzeitig herbei, warf sich in die entstandene Lücke und drängte den Feind in die Moräste bei Quartschen zurück. Auch das preußische Fußvolk ging wieder vor. Es entstand nun ein wildes Handgemenge, bis eine Seitenbewegung der Preußen, welche die Russen mit Umzingelung bedrohte, sie zum Rückzug bewog, der bald in verwirrte Flucht ausartete. Ein Teil der Russen behauptete eine gesicherte Stellung auf einer Anhöhe am Galgengrund, welche die Preußen nicht nehmen konnten. Auch sie waren erschöpft und in Unordnung geraten, so daß die Schlacht nicht mit der Vernichtung der Russen endete. Erst 27. Aug. zogen sich diese zurück. Sie hatten in der zwölfstündigen Schlacht 18,000 Tote und Verwundete, 103 Geschütze, 3000 Gefangene und einen Teil ihrer Kriegskasse, die Preußen 10,000 Mann an Toten und Verwundeten, 1500 Gefangene und 26 Geschütze verloren. Friedrich selbst schrieb den Sieg nur dem rechtzeitigen Eingreifen Seydlitz' zu; Fermor schrieb sich den Sieg zu und wurde Graf. Vgl. Immich, Die Schlacht bei Z. (Berl. 1893).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.