- Abstecken
Abstecken, nach Maßgabe von Zeichnungen oder auf Grund arithmetischer Vorarbeiten Punkte, Linien, Winkel, Flächen derselben in das Feld übertragen und dort sichtbar machen. Man benutzt hierzu dieselben Meßinstrumente, welche für die entgegengesetzten Aufgaben der Feldmeß-, Aufnehme- und Nivellierkunst erforderlich sind, Signalinstrumente zum Bezeichnen von Punkten auf kürzere Zeit Piketts (Markpflöcke, Pfähle), die in den Boden getrieben, mit Nummern u. dgl. bezeichnet werden; Fluchtstäbe, Baken, weiter sichtbare, längere, mit je zwei grellen Farben abwechselnd bemalte gerade Stäbe oder Stangen; Meßfahnen (Jalons), ähnliche Stangen, mit bunten Fähnchen versehen; Signaltafeln, -Kreuze u. v. a.; zur Not Bohnenstangen mit Strohwischen oder Wiepen; für die Nacht und in Schächten und Stollen: Lichter, Lampen, Teerstangen und -Fässer (Fanale); auf sehr weite Entfernungen die Heliotropen (s. d.), namentlich für höhere geodätische Arbeiten. Die wichtigen, der Zukunft aufzubewahrenden Punkte der Gradmessung, Triangulation, Landesaufnahme und des Separations-, Konsolidations- und Verkoppelungsverfahrens, der großen Nivellements, bez. der großen staatswirtschaftlich-feldmesserischen Arbeiten versteint man mit Steinsignalen (Obelisken, Säulen, Quadern etc.). Für staatliche Arbeiten stehen alle Signale und deren Bodenfläche unter dem Schutz der Gesetze. Gerade Linien werden abgesteckt durch Einrichten mit Fluchtstäben od. dgl.; sind dieselben begrenzt, so erfolgt die Messung der Länge mittels Stäbe, Kette oder Bandmaß. Zum A. von Winkeln benutzt man den Winkelspiegel, Winkelkopf, das équerre à miroir, Prismenkreuz, den Sextant, Reflektor, die Bussole, den Meßtisch mit Diopterlineal oder Kippregel, vorzugsweise (wenn nicht aus einer Zeichnung unmittelbar abzustecken) den Theodolit oder das Tachymeter. Man stellt das Instrument fest im Scheitelpunkte des abzusteckenden Winkels auf und verfährt dann mit den einzelnen Schenkeln, dieselben abvisierend, wie mit der geraden Linie. Das A. von Höhen, von Profilen geschieht mit Hilfe der Nivellierinstrumente. Krumme Linien werden als gebrochene, diese in ihren Elementen, Linienstückchen und Polygonwinkeln abgesteckt. Für die Absteckungen von Kurven beim Wasser- (Kanal-), Straßen- und Eisenbahnbau (Tunnel) sind oft große trigonometrische Vorarbeiten und umfangreiche Rechnungsarbeiten erforderlich. Die Kurven, z. B. Kreise, Ellipse, Parabel, Übergangskurven der Gleise, werden vor der Feldarbeit arithmetisch oder geometrisch in ihre geradlinigen Elemente zerlegt. Vgl. v. Bauernfeind, Elemente der Vermessungskunde (7. Aufl., Stuttg. 1890); Jordan, Handbuch der Vermessungskunde (4. Aufl., das. 1895 bis 1897, 3 Bde.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.