Wesergebirge

Wesergebirge

Wesergebirge (Weserbergland, auch Weserterrasse), Gesamtname für die bald größern, bald kleinern Gebirgszüge, Plateau- und Hügellandschaften, die den obern Lauf der Weser bis zu ihrem Eintritt in das Norddeutsche Tiefland auf beiden Seiten begleiten und einerseits zu Braunschweig und der preußischen Provinz Hannover, anderseits zu den preußischen Provinzen Hessen-Nassau und Westfalen und zu den Fürstentümern Lippe und Waldeck gehören. Im O. durch die Leine vom Göttinger Wald und von den westlichsten Vorhöhen des Harzes geschieden, im S. mit dem hessischen Plateau- und Hügelland, im SW. mit dem niederrheinischen Gebirge zusammenhängend, erstreckt sich das W. weit in das Norddeutsche Tiefland hinein. Die einzelnen, meist reichbewaldeten Bergzüge haben gleiche Richtung nach NW., erreichen aber kaum die absolute Höhe von 500 m, Dagegen steigen sie über die Sohle des Wesertales und das benachbarte Niederungsland teilweise bis zu 300–350 m empor. In der östlichen Weserterrasse sind die bekanntesten Teile: von S. gegen N. der Bramwald, Solling oder Solinger Wald, der Hils, der Ith und der Osterwald, der Nesselberg, der Süntel, der Deist er, der Bückeberg (s. diese Artikel) und als westliche Fortsetzung, zugleich als nördlicher Rand der Weserterrasse die östliche Weserkette, die ihr Westende im Jakobsberg (181 m) oberhalb Minden erreicht. Demselben gegenüber auf dem linken Weserufer erhebt sich der Wittekindsberg (283 m), und zwischen beiden bildet der Durchbruch der Weser die 65 m breite Westfälische Pforte oder Porta westfalica. Die westliche Terrasse hat zum Nordrande die mit dem Wittekindsberg beginnende westliche Weserkette, die unter dem Namen der Mindenschen Bergkette, des Wiehengebirges, der Lübbecker Berge etc. wallartig westwärts zur Quellgegend der Hunte, westnordwestwärts bis zu den weiten Moor- und Heidegegenden an der mittlern Hase, gegen N. aber in das Tiefland abfällt. Das Steinkohlengebirge von Ibbenbüren (s. d.) bildet den äußersten Ausläufer gegen NW., während der Teutoburger Wald (s. d.) und das Eggegebirge die ganze Terrasse gegen die Westfälische Tiefebene oder die große Münstersche Bucht abgrenzen. An dem geologischen Aufbau des Wesergebirges beteiligen sich alle Formationen von der Steinkohlenformation (bei Ibbenbüren) bis zum Quartär. Im südöstlichen Gebiete herrscht die Trias und zumal der Buntsandstein, im Bramwald und in dem gegenüberliegenden Reinhardswald mehrfach überlagert von Braunkohlenbildungen und durchbrochen von basaltischen Eruptivgesteinen; nach Norden und Westen hin überwiegen der Muschelkalk und Keuper sowie Ablagerungen des Jura, letztere bei Minden, im Hils, Osterwald, Süntel und Deister vielfach bedeckt von Wealden- und Kreidebildungen. Steinkohlen finden sich in der Steinkohlenformation bei Ibbenbüren und am Piesberg bei Osnabrück, ferner im Wealden bei Minden, am Deister, Osterwald, Süntel und Bückeberg; Braunkohlen und Eisenerze im Reinhardswald westlich von Münden; Eisensteine im Lias am Luhdener Berg bei Rinteln etc., im Dogger bei Minden (Porta), Lübbecke etc., im Hilssandstein bei Altenbeken, am Hils, bei Salzgitter etc. Zahlreich sind die Solquellen mit zum Teil sehr hochprozentiger Sole (Münder bei Springe, Salzuffeln, Neusalzwerk bei Rehme etc.) sowie heilkräftige Mineralquellen, wie Pyrmont, Eilsen, Rehburg, Nenndorf, Driburg, Oeynhausen etc. Die Querdurchbrüche an der Weserpforte und bei Bielefeld sind schon seit ältester Zeit zu einer Hauptstraße, neuerdings auch für die wichtige Eisenbahnlinie Wustermark-Hannover-Hamm benutzt worden. Vgl. Struck, Wanderung durch das Stromgebiet der Weser (Hannover 1877); Kraatz, Der Tourist im W. (3. Aufl., Minden 1882); Kettler, Die Weserberge etc. (6. Aufl., Berl. 1905); Görges, Führer durch das Weserbergland (7. Aufl., Hameln 1902); »Nachrichten aus dem Oberwesergebiet«, Organ des Wesergebirgsvereins (Hameln).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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