- Weilen
Weilen (eigentlich Weil), Joseph, Ritter von, dramatischer Dichter, geb. 28. Dez. 1828 in Tetin bei Prag, gest. 3. Juli 1889 in Wien, ging zu Anfang 1848 nach Wien, um zu studieren, wurde hier aber in die Märzrevolution hineingezogen und infolgedessen in den Novembertagen, als der Belagerungszustand über Wien verhängt worden war, als Gemeiner in ein Infanterieregiment, das eben in Ungarn stand, eingereiht. Durch wissenschaftliches Streben sich hervortuend, erhielt er bereits im Dezember 1849 das Offizierspatent, wurde 1852 zum Lehrer der Geschichte und Geographie am Kadetteninstitut in Hainburg ernannt und 1854 als Professor der Geschichte an die Genieakademie in Znaim, 1861 aber nach Wien versetzt, wo er Skriptor an der Hofbibliothek und daneben Professor der deutschen Literatur an der Kriegsschule ward. 1873 errichtete er am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde eine Schauspielerschule; 1874 erhielt er vom Kaiser den Orden der Eisernen Krone, womit die Erhebung in den Adelstand verbunden war. Nachdem er sich schon früher mit »Phantasien und Liedern« (Wien 1853) und den epischen Poesien »Männer vom Schwerte«, Heldenbilder aus Österreich (3. Aufl., das. 1855), versucht, als Lyriker und Romanzendichter in seinen »Gedichten« (das. 1863) bewährt hatte, trat er als Dramatiker zuerst mit der romantischen Tragödie »Tristan« (Bresl. 1860, 2. Aufl. 1872) auf, welche die Runde über viele deutsche Bühnen machte. Später folgten: »Am Tage von Oudenarde« (Wien 1865), die Dramen: »Edda«, »Drahomira« und »Rosamunde« (gesammelt als »Dramatische Dichtungen«, das. 1868–70, 3 Bde.), »Graf Horn« (1871), »Der neue Achilles« (1872), »König Erich«, Trauerspiel (1881), »Heinrich von der Ane« (1884), sämtlich in Reclams Universal-Bibliothek erschienen; ferner »Dolores« (Stuttg. 1874) u. a. Als Dramatiker gehört W. der Schule Halms an, doch erhielt sich keines seiner Stücke dauernd auf der Bühne. Auch sein Roman »Daniela« (Wien 1884) ist zu nennen. 1884 wurde ihm die Redaktion des vom Kronprinzen Rudolf ins Leben gerufenen Sammelwerks »Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild« übertragen. Er war lange Zeit Präsident des Wiener Journalisten- und Schriftstellervereins Concordia.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.