- Waldersee
Waldersee, Alfred, Graf von, preuß. General, geb. 8. April 1832 in Potsdam, gest. 5. März 1904 in Hannover, Sohn des Generals Grafen Franz Heinrich v. W. (s. unten), trat 1850 aus dem Kadettenkorps in die Gardeartillerie, wurde 1862 Hauptmann und 1865 Adjutant des Prinzen Karl. 1866 in den Generalstab versetzt, machte er im Hauptquartier den böhmischen Feldzug mit, kam darauf als Major zum Generalkommando in Hannover, wurde 1870 Militärattaché in Paris und, nachdem er im französischen Kriege zuerst im großen Hauptquartier, dann als Generalstabschef des Großherzogs von Mecklenburg tätig gewesen, 1871 Kommandeur des 13. Ulanenregiments in Hannover. 1873 ward er Chef des Generalstabes des 10. Korps, 1876 Generalmajor, 1881 Generalquartiermeister im Großen Generalstab, 1882 Generalleutnant und 1888 an Moltkes Stelle Chef des Generalstabes und General der Kavallerie. 1891 kommandierender General des 9. Armeekorps in Altona, 1895 Generaloberst der Kavallerie geworden, erhielt er 1898 die 3. Armeeinspektion in Hannover, übernahm im August 1900 das Oberkommando über das internationale Aufgebot zur Unterdrückung des Boxeraufstandes, landete 22. Sept. in Schanghai, traf 17. Okt. in Peking ein und trat nach Auflösung des Ostasiatischen Expeditionskorps 23. Juni 1901 die Heimreise an. Nach der Heimkehr übernahm W. wieder die Geschäfte des Generalinspekteurs in Hannover. Seine Leiche wurde in Waterneverstorff in Holstein beigesetzt. Vermählt war W. seit 1874 mit der Witwe des Fürsten von Noer (s. Christian 18). Vgl. v. Rauch, Mit Graf W. in China, Tagebuchaufzeichnungen (Berl. 1907). – Das Geschlecht der Grafen v. W., nach dem Schlosse (jetzt Ruine) W. bei Dessau genannt, stammt von einem unehelichen Sohn des Fürsten Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (gest. 1817) ab, der von König Friedrich Wilhelm II. von Preußen in den preußischen Grafenstand versetzt wurde. Dessen Sohn, Graf Franz Heinrich v. W. (geb. 25. April 1791, gest. 16. Jan. 1873), war General der Kavallerie, sein Bruder, Graf Friedrich v. W. (geb. 21. Juli 1795, gest. 15. Jan. 1864), von 1854–58 preußischer Kriegsminister, auch bekannter Militärschriftsteller (»Der Dienst des Infanterieoffiziers«, 20. Aufl., Berl. 1895; »Leitfaden für den Dienstunterricht des Infanteristen«, 142. Aufl., das. 1907).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.