- Waddington
Waddington (spr. -dängtóng), 1) William Henry, franz. Staatsmann von englischer Abstammung, geb. 11. Dez. 1826 in St. Rémy-sur-Arve (Eure-et-Loire), gest. 13. Jan. 1894 in Paris, widmete sich zuerst archäologischen Arbeiten, die ihm 1865 einen Platz im Institut verschafften. 1871 zur Nationalversammlung gewählt, schloß er sich der Thiersschen Politik an, bekämpfte die monarchischen Parteien, wurde zweimal (1873 und 1876) Unterrichtsminister, 1877 Minister des Äußern, als welcher er mit vielem Erfolg am Berliner Kongreß im Sommer 1878 teilnahm. Vom Februar bis Dezember 1879 Ministerpräsident, fiel er wegen ungenügender Entschiedenheit seiner Politik. Senator, wurde er 1883 mit einer außerordentlichen Sendung nach Rußland betraut und verwaltete dann zehn Jahre lang (1883–93) die Botschaft in London, wo er die Beziehungen zwischen Frankreich und England bedeutend verbesserte. Er schrieb unter anderm: »Mélanges de numismatique et de philosophie« (Par. 1861); »Edit de Dioclétien« (das. 1864); »Voyage archéologique en Grèce et en Asie-Mineure« (mit Philippe Le Bas, das. 1867–77, 6 Bde.). – Seine Gemahlin Mary King W. veröffentlichte: »Letters of a diplomatist's wife, 1883 to 1900« (Lond. 1903) und »Italian letters of a diplomatist's wife, 1880–1904« (das. 1905).
2) Richard, franz. Staatsmann, Bruder des vorigen, geb. 22. Mai 1838 in Rouen, ursprünglich großer Spinnereibesitzer, wurde 1876–89 in die Abgeordnetenkammer gewählt, wo er sich dem linken Zentrum anschloß. Seit 1891 ist er Senator. Er hat sich in der Kammer hauptsächlich mit ökonomischen Fragen beschäftigt und einige ausgezeichnete historische Arbeiten verfaßt: »Louis XV et le renversement des alliances 1754–1756« (Par. 1896); »La Guerre de Sept aus« (das. 1899–1908, Bd. 1–4).
3) Albert, franz. Historiker, geb. 23. Dez. 1861 in Straßburg, vollendete seine in Paris betriebenen Studien in Deutschland und wurde 1886 Konferenzleiter und 1896 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Lyon und 1904 Korrespondent des Instituts. Er schrieb: »L'acquisition de la Couronne royale de Prusse par les Hohenzollern« (Par. 1888); »De Huberti Languet vita« (das. 1888); »La République des Provinces-Unies, la France et les Pays-Bas espagnols, de 1630 à 1650« (das. 1895–1897, 2 Bde.); »Le Grand Électeur, Frédéric-Guillaume de Brandebourg. Sa politique extérieure« (das. 1905–08, 2 Bde.). Auch bearbeitete er den 16. Band (»Prusse 1648–1789«) des »Recueil des instructions données aux ambassadeurs et ministres de France« (Par. 1901).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.