- Vossische Zeitung
Vossische Zeitung (eigentlich »Königlich privilegierte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen«), zweimal täglich in Berlin erscheinende freisinnige, aber von der Partei unabhängige Zeitung mit Handelsblatt, Sonntagsbeilage und Beilage »Für Reise und Wanderung«, die älteste der Berliner Zeitungen. Das königliche Privilegium für den Buchhändler J. A. Rüdiger ist vom 18. Febr. 1721 datiert; dessen aus dem zerstörten Heidelberg eingewanderter Vater hatte jedoch bereits 1704 das Privileg zur Herausgabe eines Wochenblattes erhalten. Der älteste erhaltene Jahrgang ist von 1721 datiert, wo das Blatt dreimal wöchentlich als »Berlinische privilegierte Zeitung« erschien. 1751, nachdem Rüdiger gestorben war, ging das Privilegium an dessen Schwiegersohn Chr. Fr. Voß über, der das Blatt »Staats- und gelehrte Zeitung« nannte und Lessing die Redaktion des »Gelehrten Artikels« übertrug (1751–55). 1751 erschien neun Monate lang die von Lessing herausgegebene Monatsbeilage »Neuestes aus dem Reiche des Witzes« (neue Ausg. von Houben, s. unten). Seit 1785 führt sie den jetzigen Titel. 1802 ging sie durch Kauf in den Besitz der Tochter von Chr. Fr. Voß, der Gattin des Münzdirektors Karl Lessing in Breslau, eines Bruders von G. E. Lessing, über; deren Nachkommen (»Vossische Erben«) sind noch gegenwärtig die Besitzer der Zeitung. Seit 1824 kommt sie täglich heraus. Die Sonntagsbeilage (von Otto Lindner 1858 als erste Beilage des Hauptblattes gegründet) erscheint seit 1866 selbständig. Zu den Hauptmitarbeitern in der Zeit der 1820er und 1840er Jahre gehörten Rellstab und Gubitz. Seit 1864 ist L. Pietsch (s. d.) einer ihrer feuilletonistischen Mitarbeiter und Kunstkritiker. Von 1870–89 schrieb Th. Fontane die Theaterkritiken über das Schauspielhaus. Chefredakteur ist gegenwärtig (1908) Hermann Bachmann, Redakteur der Sonntagsbeilage Friedrich Stephany. Vgl. Buchholtz, Die V. Z. Geschichtlicher Rückblick auf drei Jahrhunderte (Berl. 1004); Houben, Die Sonntagsbeilage der Vossischen Zeitung 1858–1903 (das. 1904, mit Abdruck der Lessingschen Monatsbeilage).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.