- Bernard
Bernard (spr. -nār), 1) Pierre Joseph, genannt Gentil-B., franz. Dichter, geb. 26. Aug. 1708 in Grenoble, gest. 1. Nov. 1775 in geistiger Umnachtung, wurde von dem Millionär Samuel Bernard in dessen Haus aufgenommen, beteiligte sich 1734 an dem italienischen Feldzug, wo ihn der Marschall Coigny als Sekretär in seinen Dienst nahm, und erhielt durch Vermittelung von dessen Sohn bald nachher eine sehr einträgliche Stelle. Nun konnte er seiner Neigung zur Poesie folgen und brachte 1737 die Oper »Castor et Pollux« auf die Bühne, die mit Rameaus Musik allgemeinen Beifall fand. Madame de Pompadour ließ ihn zum königlichen Bibliothekar ernennen, und Voltai gab ihm den Beinamen »Gentil«, der ihm geblieben ist. Sein laszives Gedicht »L'art d'aimer« (nach Ovid 1761 verfaßt) las er mit großem Erfolg in den Salons vor; gedruckt (1775, mit Bildern; neue Ausg. 1894), wurde es bald vergessen.
2) Charles de, eigentlich Ch. B. du Grail de la Villette, franz. Schriftsteller, geb. 25. Febr. 1804 in Besançon, gest. 6. März 1850 in Neuilly, machte sich durch seine nach 1830 in verschiedenen Zeitschriften erscheinenden Romane von legitimistischer Tendenz einen Namen. Ein Schüler Balzacs in seinem Realismus und in der Feinheit psychologischer Charakterstudien, unterscheidet er sich von ihm durch Klarheit und Energie der Komposition und seinen eleganten, durchgebildeten Stil. Sein erster Roman: »Le Gerfaut« (1838, 2 Bde.), fand wegen der vorzüglichen Schilderung der literarischen Welt großen Beifall. Viel gelesen (auch ins Deutsche übersetzt) wurden die Romane: »Le nœud gordien« (1838, 2 Bde.), »Un homme sérieux« (1843, 2 Bde.) u. a. Gesammelt erschienen: »Poésies et théâtre« (1855) und zwei Sammlungen der Novellen (1854).
3) Claude, Physiolog, geb. 12. Juli 1813 in St.-Julien bei Villefranche, gest. 10. Febr. 1878 in Paris, studierte in Paris Medizin, wurde 1854 Professor an der dortigen Universität und 1855 Professor am Collège de France. Unter Napoleon III. gehörte er dem Senat an. Seine ersten Untersuchungen betrafen die Rolle der verschiedenen Verdauungssäfte und die Einwirkung der Nerven auf die Verdauung, den Atmungsprozeß und den Blutumlauf. Er zeigte, daß der Bauchspeichel die Verdauung der Fette bewirkt, entdeckte die zuckerbereitende Tätigkeit der Leber, die vasomotorischen Funktionen des Halssympathikus, die sekretorischen der Chorda tympani und die künstliche Hervorrufung von Zuckerharnruhr bei Verletzung des vierten Hirnventrikels. Er schrieb unter anderm: »Leçons de physiologie expérimentale appliquée à la médecine« (2. Aufl., Par. 1865); »Leçons sur la physiologie et la pathologie du système nerveux« (1858, 2 Bde.); »Leçons sur les effets des substances toxiques et médicamenteuses« (2. Aufl. 1883); »Leçons sur les anesthésiques et sur l'asphyxie« (1875); »Leçons sur la chaleur animale, sur les effets de la chaleur et sur la fièvre« (1875; deutsch von Schuster, Leipz. 1876); »Leçons sur le diabète« (1877; deutsch von Posner, Berl. 1878); »La science expérimentale« (3. Aufl. 1890); »Leçons de physiologie opératoire« (1879); »Leçons sur les phénomènes de la vie commune aux animaux et aux végétaux« (1879, 2 Bde.). Aus seinem Nachlaß erschien ein Drama: »Arthur de Bretagne« (hrsg. von Barral 1886). 1894 wurde ihm in Lyon ein Standbild errichtet. Vgl. »L'œuvre de Claude B.« (Bibliographie, hrsg. von Malloizel, 1881); M. Foster, Claude B. (Lond. 1899).
4) Thalès, franz. Dichter, geb. 15. Mai 1821 in Paris, gest. daselbst 10. Jan. 1873, bekleidete 1846–1849 einen Posten im Kriegsministerium und widmete sich dann der literarischen Tätigkeit. Außer Übersetzungen aus dem. Deutschen und den Romanen: »Couronne de St.-Etienne« (1852) und »Les rêves du commandeur« (1855) sind von ihm mehrere Bände origineller Gedichte, wie: »Adorations. Poésies« (1855), »Poésies nouvelles« (1857), »Poésies mystiques« (1858), »Mélodies pastorales« (1871) und eine »Histoire de la poésie« (1864) zu erwähnen.
5) Tristan, franz. Bühnendichter und Romanschriftsteller, geb. 1866 in Paris, debütierte 1890 als Humorist in der »Revue Blanche«, gab dann kurze Zeit das eigne Witzblatt »Le Chasseur de Chevelures« heraus und wurde hierauf einer der beliebtesten Chroniqueurs der Boulevardblätter, besonders des »Journal«. Auf der Liebhaberbühne des Oeuvre fand sein erstes Stück, der komische Zweiakter »Les pieds nickelés«, 1894 großen Erfolg. Weniger gelang im Odéon die Satire gegen das Duell: »Allez, Messieurs!« (1897). Eines der besten modernen Lustspiele war dagegen der sehr beliebte Einakter de-, Athénée: »L'Anglais, tel qu'on le parle« (1899). Viel Erfolg fanden auch »La mariée du Tourin:: Club« (1899) und das auch in Deutschland gespielte dreiaktige Lustspiel »L'affaire Mathieu« (1901). B. vereinigte 1897 einige seiner amüsantesten Anekdoten als »Contes de Pantruche (= Paris im Argot) et d'ailleurs«. In den Romanen »Mémoires d'un jeune homme rangé« (1899) und »Un mari pacifique« (1901) vertiefte B. seine Manier, blieb aber auch hier trotz der genauen und oft grausamen Beobachtung der Wirklichkeit ein seiner Humorist.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.