Taschenspieler

Taschenspieler

Taschenspieler (Prestigiateurs, Prestidigitateurs), Personen, die verschiedenartige, auf den ersten Anblick an das Wunderbare grenzende Kunststücke verrichten. Letztere beruhen auf einer Täuschung des Zuschauers, die der Künstler durch große Gewandtheit in seinen Körperbewegungen und Fingerfertigkeit, durch Ablenken der Aufmerksamkeit des Zuschauers auf Nebendinge vermittelst eines gewandten Vortrags, durch Einverständnis mit einigen Gehilfen und Zuschauern, durch Benutzung der Chemie und Physik, endlich durch allerhand mechanische Vorrichtungen, Behälter mit Doppelböden, durchlöcherte Tische und Fußböden etc. bewirkt. Früher pflegten derartige Künstler alle zu ihren Stücken nötigen Vorbereitungen in einer großen Tasche (Gaukeltasche) mit sich herumzutragen (daher der Name T.). Bei allen gesitteten Völkern wurden solche Künste zur Unterhaltung geübt, vor allen andern berühmt sind die T. Indiens und Chinas. Auch im alten Griechenland und Ram waren T. früh beliebt; ebenso finden wir sie in Italien, wo Praestigiatores, Pilarii (Ballspieler) oder Saecularii (Taschenkünstler) in Städten und Dörfern umherzogen. Auf den Burgen des Mittelalters waren die allezeit willkommenen »fahrenden Leute« (s. d.) zugleich Spielleute, T. und Spaßmacher (joculatores), weshalb letzterer Name in den Ableitungsformen Gaukler und Jongleur ihnen verblieben ist. Sie gerieten früher leicht in den Ruf, Zauberer zu sein, wie der berühmte Doktor Faust. In der letzten Hälfte des 18. Jahrh. zeichneten sich Pinetti, Eckartshausen und vor allen Philadelphia, in neuerer Zeit Bosco, Döbler, Becker, Frickell, Robert-Houdin, Mellini, Agoston, Bellachini, Basch, Hermann als geschickte T. aus. Eine Menge der ältern Taschenspielerkünste findet man in: Martius, Unterricht in der natürlichen Magie, umgearbeitet von Wiegleb, fortgesetzt von Rosenthal (Berl. 1786 bis 1805, 20 Bde.). Über die durch die heutige Physik und Chemie sehr erweiterten Hilfsmittel der modernen Taschenspielerei vgl. die Werke von Robert-Houdin: Confidences d'un prestidigitateur (2. Aufl., Par. 1861, 2 Bde.), Comment on devient sorcier (neue Ausg., das. 1877) und Magie et physique amusante (das. 1877); Grandpré, Le magicien moderne (das. 1879); Marian, Das Ganze der Salonmagie (Wien 1888); Willmann, Die moderne Salonmagie (Leipz. 1891); Hügli, Moderne Magie (Bern 1903).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Taschenspieler — wurden noch im 19. Jahrhundert jene Zauberkünstler und Gaukler genannt, die mit wenigen und kleinen Requisiten verschiedenartige verblüffende Kunststücke aufführten. Sie zählten ursprünglich zum fahrenden Volk und traten auf Jahrmärkten, in… …   Deutsch Wikipedia

  • Taschenspieler — Taschenspieler,der:1.⇨Zauberkünstler–2.⇨Artist Taschenspieler→Zauberer …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Taschenspieler — Taschenspieler, Personen, welche allerlei Kunststücke machen, die auf den ersten Anblick an das Wunderbare zu grenzen. scheinen, aber nur auf großer Gewandtheit u. Geschwindigkeit, Übung u. Einverständniß mit einigen Gehülfen beruhen, durch… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Taschenspieler — Taschenspieler, Prestidigitateurs, Leute, die zur Unterhaltung des Publikums allerlei auffallende, auf den ersten Blick nicht erklärbare Kunststücke verrichten. – Vgl. Marion, »Salonmagie« (1889) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Taschenspieler — Taschenspieler, Leute, welche durch Gewandtheit und Handfertigkeit, auch durch chemische und mechanische Kenntnisse Spielereien auszuführen wissen, wodurch die Zuschauer unterhalten und wohl auch zur Bewunderung hingerissen werden …   Herders Conversations-Lexikon

  • Taschenspieler — ↑Eskamoteur, ↑Manipulator …   Das große Fremdwörterbuch

  • Taschenspieler — Tasche: Die Herkunft des ursprünglich auf das dt. und niederl. Sprachgebiet beschränkten Substantivs (mhd. tasche »Tasche«, ahd. tasca »Ranzen, Säckchen, kleines Behältnis«, niederl. tas »Tasche, Mappe, Geldbeutel«) ist dunkel. – Zus.:… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Taschenspieler — Man muss dem Taschenspieler auf die Hand lugen, nicht auf die Augen. – Simrock, 10108 …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Taschenspieler, der — Der Táschenspieler, des s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Taschenspielerin, eine Person, welche, vermittelst der Geschwindigkeit und der Spieltasche, und aus derselben leichtgläubigen Zuschauern allerley Blendwerke vormacht; eine Art Gaukler. Das …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Taschenspieler — Tạ|schen|spie|ler 〈m. 3〉 Zauberkünstler, der durch Fingerfertigkeit kleine Kunststücke vollbringt * * * Tạ|schen|spie|ler, der (veraltend): jmd., der Taschenspielerkunststücke vorführt. * * * Tạ|schen|spie|ler, der (veraltend): jmd., der… …   Universal-Lexikon

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