Synergismus

Synergismus

Synergismus (griech), die dogmatische Ansicht, wonach der Mensch zu seiner Bekehrung »mitwirken« müsse. Einst hatte Augustinus im Gegensatz zum Pelagianismus und Semipelagianismus für die Bekehrung ein alleiniges, unwiderstehliches Tun Gottes behauptet. Während jedoch in der mittelalterlichen Entwickelung die augustinischen Gedanken zugunsten des S. immer weiter zurückgedrängt wurden, und auch der neuere Katholizismus das Wirksamwerden der zuvorkommenden Gnade von dem freiwilligen Eingehen des Menschen abhängig macht, vertraten die Reformatoren wiederum den Standpunkt, daß der natürliche Mensch der Gnade nur widerstreben könne, und seine Bekehrung lediglich Gottes Werk sei. In seiner spätern Zeit lehrte jedoch Melanchthon einen Anteil der menschlichen Willenskraft, der er die Fähigkeit zuschrieb, der göttlichen Gnadenwirkung zuzustimmen. Dieselbe Vorstellung war in das Leipziger Interim übergegangen, und mehrere Theologen begünstigten sie. Aber erst seitdem Joh. Pfeffinger (s. d.) in LeipzigDe libero arbitrio«, 1555) sich für sie erklärt hatte, begannen Amsdorf und Flacius in Jena 1558 den sogen. synergistischen Streit. Die Wittenberger nahmen für Pfeffinger Partei, während der herzogliche Hof im sogen. Konfutationsbuch (1559) eine offizielle Widerlegung des S. veröffentlichte und die Verteidiger des letztern, Strigel (s. d.) und Hügel, 1559 gefangen setzen ließ. Der weitere Verlauf des Streites, innerhalb dessen Flacius die Erbsünde geradezu für die Substanz des Menschen erklärte, brachte zunächst eine Wiedereinsetzung Strigels, dann einen erneuten Sieg der strengen Lutheraner im Herzogtum. Die Konkordienformel (s. d.) verdammte schließlich sowohl den Strigelschen S. wie den Flacianischen Manichäismus.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Synergismus — (v. gr.), die Meinung, daß Her Mensch die Seligkeit nicht blos von den Wirkungen der göttlichen Gnade hoffen dürfe, sondern zur Erlangung derselben selbst mitwirken müsse. Schon Pelagius behauptete dies gegen Augustinus, Erasmus von Rotterdam… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Synergismus — (grch.), die Lehre, daß der Mensch zu seiner Bekehrung neben der göttlichen Gnade mitwirken müsse. Synergist, Anhänger dieser von Melanchthon vertretenen Lehre. Die Synergistischen Streitigkeiten (1555 67) zwischen den strengen Anhängern Luthers… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Synergismus — (abgeleitet vom griech. Synergie, Mitwirkung), heißt in der protest. Theologie die Lehre, daß Gott keineswegs alles allein im Menschen wirke, sondern daß außer der göttlichen Gnade auch der zustimmende Wille des Menschen zu seiner Bekehrung… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Synergismus — Die Synergie oder der Synergismus (griechisch συνεργία, synergía oder συνεργισμός, synergismós „die Zusammenarbeit“, von σύν, syn „mit“, „zusammen“ und ἔργον, érgon „das Werk“) bezeichnet das Zusammenwirken von Lebewesen, Stoffen oder Kräften im… …   Deutsch Wikipedia

  • Synergismus — ◆ Syn|er|gịs|mus 〈m.; ; unz.〉 1. Lehre von der Mitwirkung des Menschen bei seiner Rettung durch Gottes Gnade 2. die gleichgerichtete u. sich damit gegenseitig verstärkende Wirkung zweier od. mehrerer Kräfte, Stoffe, Lebewesen ● Synergismus… …   Universal-Lexikon

  • Synergismus —    (griech. = Auffassung vom Zusammenwirken), eine theol. Auffassung, die entweder in einem allgemeinen Sinn von Mitwirkung der Menschen mit Gott spricht oder im engeren Sinn das Zusammenwirken von Gott u. Mensch bei der Rechtfertigung meint, so… …   Neues Theologisches Wörterbuch

  • Synergismus — Syn|er|gịs|mus auch: Sy|ner|gịs|mus 〈m.; Gen.: ; Pl.: unz.〉 1. 〈Rel.〉 Lehre von der Mitwirkung des Menschen bei seiner Erlösung durch Gottes Gnade (bes. bei den Anhängern Melanchthons) 2. die gleich gerichtete u. damit sich gegenseitig… …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Synergismus — ⇡ Schadstoffinteraktion …   Lexikon der Economics

  • Synergismus — Syn|ergịsmus m; , ...men: 1) = Synergie. 2) Symbiose von Mikroorganismen. 3) Zusammenwirken von mehreren Arzneimitteln in additiver oder potenzierender Weise …   Das Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke

  • Synergismus — Sy|ner|gis|mus der; <zu ↑...ismus (2, 1)>: 1. a) das Zusammenwirken von Substanzen od. Faktoren, die sich gegenseitig fördern (z. B. von Arzneimitteln); b) ↑Symbiose von Mikroorganismen (Biol.). 2. Heilslehre, nach der der Mensch an der… …   Das große Fremdwörterbuch

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