Bellarmin

Bellarmin

Bellarmin, Robert, gelehrter Jesuit, Hauptverfechter des römischen Katholizismus, geb. 4. Okt. 1542 in Montepulciano im Gebiet von Siena, gest. 17. Sept. 1621 in Rom, trat 1560 in den Jesuitenorden, studierte Theologie zu Padua und Löwen, wo er gegen Bajus (s. d.) auftrat. Seit 1576 hielt er im Collegium Romanum zu Rom seine berühmten Vorlesungen über die Kontroversen. Seit 1590 zu den wichtigsten kirchenpolitischen Sendungen verwendet, gelangte er zu den höchsten kirchlichen Würden und ward 1599 Kardinal. Durch seine eifrige Verfechtung des Molinismus (s. Molina) zog er sich die päpstliche Ungnade zu und ward 1602 als Erzbischof nach Capua versetzt. Nach Leos XI. Tode wäre er 1605 fast selbst wider seinen bestimmt ausgesprochenen Willen statt Pauls V. zum Papst erhoben worden. Sein Hauptwerk: »Disputationes de controversiis christianae fidei adversus hujus temporis haereticos« (Ingolst. 1586–92, 3 Bde., u. ö.) war lange Zeit die vornehmste Verteidigungsschrift des römischen Katholizismus. Selbst ein edler und reiner Charakter, forderte B. ernstlich die Abstellung vieler Mißstände in der päpstlichen Verwaltung. Weitverbreitet und in allen neuern Sprachen übersetzt ist sein Katechismus »Christianae doctrinae explicatio«. Seine Selbstbiographie (Rom 1675, Ferrara 1762) wurde lateinisch und deutsch mit geschichtlichen Erläuterungen von Döllinger und Reusch (Bonn 1887) herausgegeben. Die besten Gesamtausgaben seiner Werke erschienen in Köln 1617–20 (7 Bde.) und in Paris 1870–74 (12 Bde.). Sein Leben beschrieben der Jesuit Fuligatti (Rom 1624) und Couderc (Par. 1893, 2 Bde.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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