- Strümpell
Strümpell, 1) Ludwig, Philosoph und Pädagog, geb. 23. Juni 1812 zu Schöppenstädt im Braunschweigischen, gest. 19. Mai 1899 in Leipzig, studierte in Königsberg (unter Herbart) Philosophie und Pädagogik, wurde Erzieher in Kurland, habilitierte sich 1843, wurde 1844 außerordentlicher, 1849 ordentlicher Professor der Philosophie und Pädagogik an der Universität Dorpat und siedelte 1871 als kaiserlich russischer Staatsrat a. D. nach Leipzig über, wo er als Honorarprofessor der Philosophie tätig war. Von seinen zahlreichen im Geiste Herbarts verfaßten Schriften sind hervorzuheben: »Erläuterungen zu Herbarts Philosophie« (Götting. 1834); »Die Hauptpunkte der Herbartschen Metaphysik« (Braunschw. 1840); »Vorschule der Ethik« (Mitau 1844); »Der Kausalitätsbegriff und sein metaphysischer Gebrauch in der Naturwissenschaft« (Leipz. 1872); »Psychologische Pädagogik« (das. 1880); »Grundriß der Logik« (das. 1881); »Grundriß der Psychologie« (das. 1884); »Einleitung in die Philosophie vom Standpunkt der Geschichte der Philosophie« (das. 1886); »Die pädagogische Pathologie« (das. 1890, 3. Aufl. 1899); »Pädagogische Abhandlungen« (das. 1894); »Abhandlungen aus dem Gebiete der Ethik etc.« (das. 1895); »Abhandlungen zur Geschichte der Metaphysik, Psychologie und Religionsphilosophie« (das. 1896); »Vermischte Abhandlungen aus der theoretischen und praktischen Philosophie« (das. 1897). Die »Geschichte der griechischen Philosophie« (Leipz. 1854–61, 2 Bde.) blieb unvollendet.
2) Adolf, Mediziner, Sohn des vorigen, geb. 28. Juni 1853 zu Neu-Autz in Kurland, studierte seit 1870 in Dorpat und Leipzig, wurde 1875 Assistent am städtischen Krankenhaus in Leipzig, 1878 Privatdozent, 1882 außerordentlicher Professor und 1886 Professor und Direktor der medizinischen Klinik in Erlangen, 1903 in Breslau. Er arbeitete besonders über Nervenkrankheiten, über ausgebreitete Anästhesie und ihre Folgen für die willkürliche Bewegung und das Bewußtsein, über Reflexe, Rückenmarksschwindsucht, Bulbärparalyse, spastische Spinallähmung, fortschreitenden Muskelschwund, vielfache Muskelentzündung etc. Er gab auch wichtige Beiträge zur Suggestionslehre (1892) und zur Beurteilung von Unfallverletzungen auf nervöser Grundlage. Er schrieb: »Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie der innern Krankheiten« (Leipz. 1883, 2 Bde.; 16. Aufl. 1907). Er ist auch Mitherausgeber und Redakteur der »Deutschen Zeitschrift für Nervenheilkunde«.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.