Staßfurt

Staßfurt

Staßfurt, Stadt im preuß. Regbez. Magdeburg, Kreis Kalbe, an der Bode, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien S.-Schönebeck, S.-Löderburg und Güsten-Eilsleben, 65 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, eine Bergvorschule, ein Amtsgericht, eine Reichsbanknebenstelle, ein bedeutendes staatliches Steinsalzbergwerk (Schächte Achenbach und Berlepsch), das private Steinsalzbergwerk Neu-S. (Schächte Agathe und Ludwig II.), eine elektrische Straßenbahn, große chemische Fabriken, Eisengießerei und Dampfkesselfabrikation, ein Elektrizitätswerk etc. und (1905) 18,310 Einw., davon 1770 Katholiken und 33 Juden. S. wird zuerst 806 als Ort erwähnt, und die dortigen Solbrunnen existierten bereits 1227. Im 16. und 17. Jahrh. befand sich der blühende Salzbetrieb hauptsächlich in den Händen des dort seßhaften Adels, 1796 aber ging der gesamte Besitz an den König von Preußen über. Unter der Konkurrenz von Dürrenberg mußte der Betrieb nach wenigen Jahren eingestellt werden, und als er 1815 wieder aufgenommen wurde, konnte er doch nur bis 1839 erhalten werden. Damals begann man ein Bohrloch, das 1843 bei 256 m Tiefe ein Salzlager antraf, dessen Liegendes bei 325 m noch nicht erreicht wurde. Die Bohrlochsole erwies sich aber wegen hohen Gehaltes an Kali- und Magnesiasalzen unbrauchbar, und als man 1851 mit dem Abteufen zweier Schächte begann, erreichte man in fünf Jahren das Salzlager, das sich in einer Mächtigkeit von 160 m mit Kali- und Magnesiasalzen bedeckt erwies, die man damals als lästige Zugabe betrachtete und als Abraumsalze (s. d.) bezeichnete. Die ersten Vorschläge zur Verwertung der Kalisalze veranlaßten die anhaltische Regierung zum Abteufen zweier Schächte zu Leopoldshall (s. d.), in unmittelbarer Nähe von S., und diese kamen 1861 in Betrieb. Die Kalisalzindustrie entwickelte sich seit 1857 und hat eine so große Bedeutung gewonnen, daß von S. aus der Weltmarkt für Kalisalze beherrscht wird. Man stellt schwefelsaures Kali, schwefelsaure Kalimagnesia, Chlorkalium, Pottasche, außerdem Glaubersalz, Bittersalz, Kieseritsteine, Chlormagnesium, Brom, Soda etc. dar. Vgl. Literatur bei Artikel »Kalisalze«.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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