Seesterne

Seesterne

Seesterne (Asteroidea), eine Klasse der Stachelhäuter, Tiere mit plattem, eine meist fünfeckige Scheibe darstellendem Körper und in der Regel mit fünf langen Armen (s. Tafel »Stachelhäuter II«, Fig. 7). In der Mitte der Scheibe liegt auf der Bauchfläche, die in natürlicher Lage dem Boden zugekehrt ist, der Mund. Von ihm aus verlaufen in die Arme hinein die Ambulakralrinnen und an ihnen die Reihen der Ambulakralfüßchen (s. Stachelhäuter), die hauptsächlich für die Fortbewegung, daneben wohl auch zum Tasten dienen. An der Spitze der Arme befinden sich besondere Tentakeln zum Fühlen und in ihrer Nähe bei den Asteriden auch die kompliziert gebauten Augen. Die Madreporenplatten liegen meist, der After, falls vorhanden, immer auf der Rückenseite, die Geschlechtsöffnungen zwischen den Armen nahe dem Rande der Scheibe (im übrigen s. Stachelhäuter). Ein Zwitter ist der Schlangenstern Amphiura squamata, der lebendige Junge gebiert. Die Entwickelung ist meist mit bedeutender Metamorphose verknüpft; die sonderbaren Larven führen die Namen Pluteus bei den besonders lang- und dünnarmigen Schlangensternen, Bipinnaria und Brachiolaria bei den eigentlichen Seesternen (s. Tafel »Entwickelungsgeschichte III«, Fig. 13 u. 15). Doch gibt es auch einzelne Arten, bei denen sich die Eier in besondern Bruträumen entwickeln. – Die S. leben ausschließlich im Meere, sowohl an der Küste als auch in großen Tiefen. Sie bewegen sich kriechend mit Hilfe der Saugfüßchen, oder schängelnd durch Krümmung und Streckung der Arme. Ihre Nahrung besteht namentlich aus Krebsen, Fischen und Weichtieren; zur Zerkleinerung dienen die scharfkantigen Stücke des Skeletts an den Mundecken; auch töten manche S. ihre Beute mit giftigen Säften. Der sehr kurze Darm hat zur Vergrößerung seiner Oberfläche fünf Paar in einen Ring gestellte Blindschläuche, die sich häufig bis weit in die Arme erstrecken. Gegen Verletzungen sind die S. nicht besonders empfindlich und ersetzen verstümmelte oder abgelöste Arme leicht; ja, von einem einzelnen Arm aus bildet sich bei einigen Arten sogar die Scheibe samt den übrigen Armen neu. Wenn dann an dem einen großen Arm vier neue Armknospen anhängen, spricht man mit Haeckel von einer Kometenform der S. Bei manchen Arten scheint eine Teilung mit nachherigem Auswachsen der Teile zu ganzen Tieren die Regel zu sein. – Man bringt die reichlich 1200 Arten lebender und über 100 Arten fossiler S. in die beiden Hauptgruppen der Asteriden oder Stelleriden (Seesterne im engern Sinn) und der Ophiuriden (Schlangensterne), oder scheidet die zweite Gruppe aus und erhebt sie zu einer eignen Klasse. 1) Asteriden (Echinaster, s. Tafel »Stachelhäuter II«, Fig. 7; Tafel »Aquarium«, Fig. 28 und 31) haben breite, gewöhnlich von der Scheibe nicht scharf abgesetzte Arme, bewegen sich kriechend fort, besitzen fast alle einen After und Augen und haben die Madreporenplatte auf dem Rücken. Fossil treten sie schon im untern Silur auf, in dem auch die Übergangsformen zu den Schlangensternen vorkommen. 2) Die Ophiuriden oder Schlangensterne (Ophiothrix, Fig. 9; Ophiactis, Fig. 8) haben zylindrische, scharf von der Scheibe sich abhebende, biegsame Arme, die sich schlängeln können, sind augen- und afterlos und tragen die Madreporenplatte auf der Bauchseite. Man betrachtet die Ophiuriden auch als besondere Klasse der Stachelhäuter und stellt sie den eigentlichen Seesternen, den Seeigeln etc. gegenüber. Fossil sind sie mit Bestimmtheit erst im Muschelkalk gefunden worden. Die Familie der Euryalidae hat meist verzweigte Arme. Vgl. Müller und Troschel, System der Asteriden (Braunschw. 1842); Lyman, Ophiuridae and Astrophytidae (Cambridge 1865–71); Perrier, Les Stellérides du Muséum d'histoire naturelle (Par. 1875–77); Sladen, Asteroidea of the Challenger (Lond. 1889); Lyman, Ophiuroidea of the Challenger (das. 1882); Preyer, Die Bewegungen der S. (Berl. 1887); Ludwig, Die S. (in Bronns »Klassen und Ordnungen«, Leipz. 1894 ff.) und Die S. des Golfs von Neapel (Berl. 1897).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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