Scherenberg [2]

Scherenberg [2]

Scherenberg, 1) Christian Friedrich, Dichter, geb. 5. Mai 1798 in Stettin, gest. 9. Sept. 1881 in Zehlendorf bei Berlin, war erst zum Kaufmann bestimmt, kam dann, 15 Jahre alt, auf das Gymnasium seiner Vaterstadt, verließ aber 1817 heimlich das elterliche Haus und lebte zwei Jahre in Berlin, wo der berühmte Schauspieler Wolf zuerst seine ungewöhnliche dramatische Begabung erkannte und ihn bestimmte, Schauspieler zu werden. S. schloß sich einer Truppe in Magdeburg an, widmete sich aber, durch den Tod seines Vaters in den Besitz eines kleinen Vermögens gelangt, zugleich kaufmännischen Geschäften. Durch unglückliche Spekulationen verarmt, kehrte er 1837 nach Berlin zurück, erhielt eine Anstellung in der Bibliothek des preußischen Kriegsministeriums, nahm seine dichterischen Arbeiten wieder auf und ward bald eins der gefeiertsten Glieder der Dichtergesellschaft »Tunnel«. Neben lyrischen Dichtungen (»Gedichte«, Berl. 1845, 4. Aufl. 1869) veröffentlichte er die Schlachtengemälde: »Waterloo« (das. 1849, 6. Aufl. 1869), »Ligny« (das. 1849, 4. Aufl. 1870), »Leuthen« (das. 1852, 3. Aufl. 1867), »Abukir, die Schlacht am Nil« (das. 1854, 2. Aufl. 1855) und »Hohenfriedberg« (das. 1869). Durch patriotische Glut, durch Mark und Kraft in der Schilderung, durch wirkliche Freude am großen und kleinen Leben des Krieges ausgezeichnet, dabei aber von einem knorrigen Realismus, der im Ringen nach eigentümlichem Ausdruck oft aller Form spottet, gehören Scherenbergs Dichtungen zu jenen Schöpfungen, die mit der wandelbaren Stimmung der Zeit, aus der sie entstanden, auch zurücktreten. Vgl. Fontane, Christ. Friedr. S. und der literarische Verein von 1840 bis 1860 (Berl. 1885).

2) Ernst, Dichter und Publizist, Neffe des vorigen, geb. 21. Juli 1839 in Swinemünde, gest. 18. Sept. 1905 in Eisenach, besuchte die Berliner Gewerbe akademie, dann die Kunstakademie und widmete sich endlich ausschließlich der Literatur. Er redigierte 1864 bis 1869 das »Braunschweiger Tageblatt« und ließ sich dann in Elberfeld nieder, wo er bis 1883 die Chefredaktion der »Elberfelder Zeitung« führte und das Sekretariat der Handelskammer versah. Als sinniger Lyriker bewährte er sich zuerst in der Gedichtsammlung »Aus tiefstem Herzen« (Berl. 1860, 2. Aufl. 1862), welcher der Zyklus »Verbannt« (das. 1861, 2. Aufl. 1865), »Stürme des Frühlings« (neue Gedichte, das. 1865; 2. Aufl. 1870), »1866, Dichtungen« (das. 1867), »Gedichte« (Leipz. 1874), »Neue Gedichte« (das. 1882) und als 5. u. 6. Auflage eine Gesamtausgabe der »Gedichte« (das. 1894 u. 1899) folgten. Weiter veröffentlichte er die Charakterbilder: »Fürst Bismarck« (Elberf. 1885) und »Kaiser Wilhelm I., ein Gedenkbuch« (Leipz. 1888) sowie die dramatische Dichtung »Germania« (das. 1886) und das fliegende Gedicht: »Niemals! Dem Fürsten Bismarck. Frühjahr 1893« (Elberf. 1893). Auch gab er eine Anthologie: »Gegen Rom, Zeitstimmen deutscher Dichter« (1.–10. Aufl., Elberf. 1874), heraus. Nachgelassene Gedichte von ihm erschienen u. d. T.: »Dem Meere zu« (Elberf. 1906).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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