- Roscoe
Roscoe (spr. rósko), 1) William, engl. Geschichtschreiber, geb. 8. März 1753 in Liverpool, gest. daselbst 30. Juni 1831, machte sich als Clerk eines Anwalts mit der vaterländischen Literatur bekannt und erwarb sich zuerst durch ein Lehrgedicht: »Mount Pleasant«, einen Namen. 1779 ward er selbst Rechtsanwalt, widmete sich aber daneben den schönen Wissenschaften und trug viel zur Gründung der Royal Institution of Liverpool bei. Auch kämpfte er mit großem Eifer für die Abschaffung des Sklavenhandels, besonders in dem Gedicht »The wrongs in Africa« (1788). Den Beginn der französischen Revolution begrüßte er freudig; von den Balladen, in denen er sie verherrlichte, ist die »Millions, be free!« (1791) betitelte die bekannteste. Vorübergehend auch Parlamentsmitglied, wandte er sich in seinen spätern Jahren besonders geschichtlichen Studien zu; seine historischen Hauptwerke sind: »Life of Lorenzo de' Medici« (Liverp. 1795 u. ö., zuletzt 1883; deutsch, 3. Aufl., Leipz. 1874), wozu die »Illustrations historical and critical« (Lond. 1822) gehören, und »The life and pontificate of Leo X.« (Liverp. 1805 u. ö.; 1883; deutsch, Leipz. 1806–1808, 3 Bde.). Nachdem er seine Advokatur aufgegeben hatte, beteiligte er sich an einem Bankhaus, dessen 1816 ohne sein Verschulden erfolgtes Falliment ihm zur Befriedigung seiner Gläubiger die größten Opfer auferlegte. Er trieb auch botanische Studien und schrieb: »Monandrian plants of the order Scitamineae« (Liverp. 1828, mit 112 Tafeln). Vgl. Henry Roscoe, Life of William R. (Lond. 1833, 2 Bde.).
2) Sir Henry Enfield, Chemiker, Enkel des vorigen, geb. 7. Jan. 1833 in London, studierte daselbst und in Heidelberg, wirkte 1858–87 als Professor an Owen's College in Manchester, wo er gegenwärtig lebt. Er begann in Heidelberg unter Bunsens Leitung photochemische Arbeiten, die zuerst exakte Bestimmungen über die chemischen Wirkungen des Lichtes brachten, auch beschäftigte er sich mit spektralanalytischen Arbeiten und gab Untersuchungen über die Verbindungen des Vanads und des Wolframs. Seine »Lessons in elementary chemistry« (6. Aufl. 1892) wurden in mehrere Sprachen, auch ins Deutsche (»Kurzes Lehrbuch der Chemie«, 11. Aufl., Braunschw. 1898), übersetzt. Sein in Gemeinschaft mit Schorlemmer verfaßter »Treatise on chemistry« (1877–1898, 8 Bde.; neue Ausg. 1905 ff.) erschien deutsch als »Ausführliches Lehrbuch der Chemie« (Braunschw. 1877–1901, 9 Bde.). Außerdem schrieb er: »Lectures on spectrum analysis« (4. Aufl., Lond. 1885; deutsch in 3. Aufl. von Schuster, Braunschw. 1890); »Jon Dalton and the rise of modern chemistry« (Lond. 1895); »A new view of the origin of Daltons atomic theory« (mit Harden, das. 1896; deutsch von Kahlbaum, Leipz. 1898). Mit Huxley und Balfour Stewart gab er »Macmillan's science primer series« heraus und schrieb für dies Unternehmen selbst den chemischen Teil (deutsch von Rose, 7. Aufl., Straßburg 1902). Vgl. »Life and experiences of Sir Henry Enfield R., written by himself« (Lond. 1906).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.