- Roebuck
Roebuck (spr. rōböck), John Arthur, brit. Politiker, geb. 28. Dez. 1802 zu Madras in Ostindien, gest. 30. Nov. 1879, bildete sich seit 1824 in England zum Rechtsgelehrten aus, beteiligte sich an den politischen und sozialen Bewegungen der Zeit und wirkte mit Wort und Schrift für die Parlamentsreform. 1832 wurde er ins Parlament gewählt, schloß sich den äußersten Radikalen an und gründete mit Molesworth die »Westminster Review«. 1835 zum Agenten der Kolonie Niederkanada in England ernannt, widersetzte er sich 1837 vergeblich dem Plan der Regierung, den Widerstand Kanadas gegen ihre Maßregeln durch Beschlüsse des britischen Parlaments zu brechen. Den Whigs und Tories gleich verhaßt, verlor er 1837 seinen Sitz im Parlament und ward erst 1841 wieder ins Unterhaus gewählt. An Cobdens Freihandelsbestrebungen beteiligte er sich eifrig. Dessenungeachtet beurteilte er in seiner »History of the Whig ministry of 1830« (Lond. 1852, 2 Bde.) die liberale Regierung mit rücksichtsloser Strenge und war auch im Parlament bei den Debatten über den orientalischen Krieg ein entschiedener Gegner des Ministeriums. Auf seinen Antrag wurde im Januar 1855 die Einsetzung einer Untersuchungskommission über die Mißbräuche in der Armeeverwaltung beschlossen, die Aberdeens Sturz herbeiführte. Während des italienischen Krieges stand R. im Gegensatz zu der öffentlichen Meinung des Landes auf seiten Österreichs. Im amerikanischen Sezessionskrieg sprach er sich in Übereinstimmung mit der englischen Aristokratie für die Sache des Südens aus; auch in der irischen Frage ergriff er 1868 gegen die Liberalen Partei. 1868 verlor er seinen Sitz im Unterhaus und wurde erst 1874 wiedergewählt. Bei den Orientdebatten 1876–78 unterstützte er Beaconsfield gegen die Liberalen und wurde dafür 14. Aug. 1878 zum Mitgliede des Geheimen Rates ernannt. Vgl. »Life and letters of J. A. R., chapters of autobiography« (hrsg. von Leader, Lond. 1897).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.