- Rippenquallen
Rippenquallen (Ctenophora, Kammquallen), Abteilung der Cölenteraten, frei schwimmende, gallertige Tiere von kugeliger oder walziger, selten bandförmiger Gestalt, meist mit zwei langen, fadenförmigen Tentakeln versehen. Bei den kugeligen oder walzigen R. liegt der Mund am untern Pol und führt durch ein Schlundrohr in den sogen. Trichter, einen magenähnlichen Teil des sogen. Gastrovaskularapparats, von dem aus, wie bei den Medusen, sich Kanäle zur Verteilung der Nährflüssigkeit durch den Körper hin durch erstrecken. Als Bewegungsorgane dienen acht von Pol zu Pol ziehende sogen. Rippen (a in Fig. 2 bei Artikel »Radiär«), die dicht mit quergestellten Ruderplättchen besetzt sind. Letztere sind durch Verschmelzung von Wimperhaaren entstanden und vermögen auf- und abzuschlagen. Am obern (Scheitel-) Pol, über dem zentralen Nervensystem, liegt ein Sinnesorgan, das als eine Art Otocyste eine Anzahl Otolithen, sogen. Hörsteine, in sich birgt. Diese schweben wie auf Federn auf vier gebogenen Plättchen, erzittern bei Reizen von außen und teilen ihre Erschütterungen durch die Plättchen den Rippen mit. Alsdann treten die Ruderplättchen, unter denen Nervenstränge vom Zentralorgan hervorlaufen, eins nach dem andern rasch in Tätigkeit und drehen entweder die Qualle um ihre Achse, oder entfernen sie aus dem Bereich des Reizes. Die R. sind allgemein Zwitter; Eier und Samenzellen bilden sich an den Wandungen der Kanäle und gelangen durch den Mund ins Freie. Die Entwickelung ist meist direkt und nur selten mit Metamorphose verbunden; auch bei den bandartigen Cestiden ist die Jugendform eine Kugel, die sich erst später in die Länge zieht. Bei einigen Arten legen bereits die ganz kleinen Larven befruchtete Eier, hören dann aber wieder damit auf und wachsen unter Metamorphose zum reisen Tier heran; mithin tritt hier die Geschlechtstätigkeit zweimal ein (Dissogonie). Die R. sind ausschließlich Meeresbewohner und schwimmen häufig in großen Scharen an der Oberfläche, gehen jedoch auch in große Tiefen. Am meisten finden sie sich in wärmern Gegenden vor. Ihre Nahrung fangen sie entweder direkt mit dem Munde (dies tun die Beroiden, die keine Tentakeln haben) oder mit den beiden Tentakeln, die an Stelle der Nesselzellen mit eigentümlichen Greif- oder Klebzellen bedeckt sind; letztere heften sich an das Beuteltier an und halten es fest. Ihre Größe wechselt von weniger als 1 cm bis zu mehreren Dezimetern; nur der langgestreckte, bandförmige Venusgürtel (Cestus Veneris, s. Tafel »Aquarium I«, Fig. 8) erreicht eine Länge von nahezu 1 m. Zu erwähnen sind außerdem noch Euplocamis (s. Tafel »Medusen I«, Fig. 10), die sehr gefräßige Beroe (Beroë, s. Tafel I, Fig. 11, und 11, Fig. 11), die zierliche Callianira (Tafel II, Fig. 10) und die überaus zarte Eucharis (Fig. 9). Vgl. Eschscholtz, System der Akalephen (Berl. 1829); Gegenbaur, Studien über Organisation und Systematik der Ktenophoren (das. 1856); Agassiz, North American Acalephae (Cambridge 1865); Chun, Die Ktenophoren des Golfes von Neapel (Leipz. 1880).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.