- Richardson
Richardson (spr. riltschĕrds'n), 1) Samuel, engt. Romandichter, geb. 1689 in der Grafschaft Derby, gest. 4. Juli 1761, wurde Buchdrucker, etablierte sich in London und betrat in vorgerückten Jahren noch die schriftstellerische Laufbahn mit seinem moralischen Roman »Pamela« (Lond. 1741, 4 Bde.; deutsch, Liegn. 1772), dem »Clarissa Harlowe« (Lond. 1748, 8 Bde.; neue Ausg. von Dallas, 1868, 3 Bde.; deutsch, Leipz. 1790–93, 16 Bde; im Auszug deutsch von Bode, das. 1846, 3 Bde.) und der schwächere »Sir Charles Grandison« (Lond. 1754, 6 Bde.; deutsch, Leipz. 1780. 7 Bde.) folgten. Seine Werke erschienen gesammelt in London 1783 (20 Bde.) u. ö., zuletzt mit Inhaltsübersichten v. L. Stephen, Lond. 1892 (16 Bde.). Sie lehren Tugend und warnen vor Laster mit Aussicht auf Lohn und Strafe schon auf dieser Welt; die Sittlichkeit wird also zur Lebensklugheit herabgedrückt. Wichtiger jedoch als diese Moraltendenz der Zopfzeit ist die Form, die R. seinen Sittenbildern gab: er wählte den Brief, um alle Subjektivität seiner Personen auf das genaueste auseinanderzulegen, und auch in der Sprache, im Satzbau, in Ausrufen und abgebrochenen Wendungen den Ton jeder Gemütsbewegung wiederzugeben. Neben viel Breite und Sentimentalität zeigt sich reale Menschenkenntnis, besonders ein tiefes Eindringen in die Eigenarten des weiblichen Geschlechts. R. ist der Begründer des englischen Familienromans. In Deutschland wies insbes. Lessing auf R. hin und empfahl die Lektüre seiner Romane als Gegengewicht gegen die leichte Ware der damaligen französischen Tagesliteratur. Vgl. Barbauld, Correspondence of Sam. R. (Lond. 1804, 6 Bde.); E. Schmidt, R., Rousseau und Goethe (Jena 1875); M. Gaßmeyer, Richardsons Pamela, ihre Quellen und ihr Einfluß (Leipz. 1890); Clara Thomson, R., a biographical and critical study (Lond. 1900); Dobson, Samuel R. (das. 1902).
2) Sir John, engl. Polarreisender, geb. 5. Nov. 1787 zu Dumfries in Schottland, gest. 5. Juni 1865 in Grasmere, trat 1807 als Arzt in die britische Marine, begleitete 1819–22 und 1825–27 Franklin auf dessen Expeditionen zur Aufsuchung einer nordwestlichen Durchfahrt, wurde 1840 zum Inspektor des Marinehospitals ernannt und unternahm 1848 bis 1849 zur Aufsuchung Franklins mit Rae (s. d.) eine Bootreise auf dem Mackenziestrom zur Eismeerküste, die er bis zur Mündung des Kupferminenflusses untersuchte. Er veröffentlichte: »Fauna boreali-americana« (Lond. 1829–37, 4 Bde.); »Arctic searching expedition« (das. 1851, 2 Bde.); »The Polar regions« (das. 1861). Vgl. Mac Ilrauith, Life of Sir John R. (Lond. 1868).
3) James, engl. Afrikareisender, geb. 3. Nav. 1809 in Boston (Lincolnshire), gest. 19. Febr. 1851 in Afrika. wurde Missionar, bereiste 1845 von Marokko aus die Sahara, erreichte auf einer zweiten Reise von Tripolis über Ghadames als erst er Europäer Ghat, von wo er über Fezzan zurückkehrte, und zog 1850 im Auftrage der Regierung und begleitet von Barth und Overweg von Tripolis nach Zentralafrika, starb aber sechs Tagereisen vor Kuka in Ungurutua. Seine Reisetagehücher erschienen unter den Titeln: »Travels in the great desert of the Sahara« (Lond. 1848, 2 Bde.), »Narrative of a mission to Central-Africa« (das. 1853, 2 Bde.) und »Travels in Morocco« (das. 1859, 2 Bde.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.