- Reni, Guido
Reni, Guido, ital. Maler, geb. 4. Nov. 1575 in Bologna, gest. daselbst 18. Aug. 1642, genoß erst Calvaerts, dann Ludovico Carraccis Unterricht, ging 1599 zum erstenmal und, nach weiterer Tätigkeit in Bologna, 1605 zum zweitenmal nach Rom, wo er den Papst Paul V. und den Herzog von Toskana zu Gönnern gewann. Hier entstanden unter anderm die Kreuzigung des heil. Petrus (jetzt im Vatikan) für die Kirche delle tre Fontane, im Kasino des Palastes Rospigliosi das Deckengemälde: die sogen. Aurora, eigentlich der Triumphzug des Sonnengott es, der durch die Stiche von R. Morghen, J. Burger u. a. und durch Farbendrucke sehr volkstümlich geworden ist, und der heil. Andreas auf dem Gange zur Kreuzigung (in einer Kapelle bei San Gregorio Magno). Für Papst Paul V. malte er die Hauskapelle im Quirinalpalast und die Grabkapelle in Santa Maria Mag gi ore mit Fresken aus. Um 1612 nach Bologna zurückgekehrt, malte er Petrus und Paulus (Mailand, Brera), den bethlehemitischen Kindermord und die Pietà (Bologna, Pinakothek), die Himmelfahrt Maria (Genua, Sant' Ambrogio) und das Fresko der Aufnahme des heil. Dominikus in den Himmel (Bologna, San Domenico). Nach 1620 ging er nach Ravenna, wo er in der Sakramentskapelle des Domes einige Fresken ausführte, 1621 nach Neapel, kehrte aber, von den dortigen Malern angefeindet, nach kurzem Aufenthalt in Rom in seine Vaterstadt zurück. Trotz der großen Summen, die ihm seine Kunst eintrug, war er in beständiger Geldverlegenheit, da er der Leidenschaft des Spieles frönte. Renis Werke sind von sehr verschiedenem Charakter. Die aus seiner frühern Zeit zeigen grandiose, mächtige Gestalten in erhabener Anordnung und mit einer eigentümlich dunkeln Schattengebung, die eine Annäherung an die Weise der Naturalisten, besonders des Caravaggio, verrät. Später trat an die Stelle des Gewaltigen eine einfachere Natürlichkeit. Er kolorierte in einem hellen, aber warmen Fleischton und vollendete sorgsam. Die Werke dieser mittlern Periode sind seine schönsten. Später nahm der Künstler im Kolorit des Fleisches häufig einen etwas kältern, rötlichen, in den Schatten einen grauen, ja öfters schwarzen Ton an, womit sich zugleich Kälte des Gefühls, etwas Gesuchtes in der Stellung und ein absichtliches Prunken mit seiner Meisterschaft einstellten. Die Werke seiner letzten Zeit sind oft leichtfertig und übereilt gemalt. R. ist der ausgesprochenste Vertreter der religiösen Kunst seiner Zeit, die vor allem rühren wollte. Sein Christuskopf mit der Dornenkrone (in der kaiserlichen Galerie zu Wien, in der Dresdener Galerie und in der Londoner Nationalgalerie) und seine Mater dolorosa sind trotz ihrer übergroßen Sentimentalität jahrhundertelang aufs höchste bewundert worden und vorbildlich gewesen. Ähnlichen Gefühlen entsprechen seine profanen Frauengestalten (Kleopatra, Lucrezia). Die bedeutendsten seiner Schüler waren G. Semenza, F. Gessi, D. Canuti, G. Cagnacci, Sim. Cantarini, G. A. Sirani und dessen Tochter Elisabetha. Seine radierten Blätter sind gleich seinen Handzeichnungen sehr geschätzt.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.