Problēmkunst

Problēmkunst

Problēmkunst, im Schachspiel die Kunst, Stellungen zu erfinden, von denen aus eine Partei in bestimmter Zügezahl und auf schöne und versteckte Art den Sieg erzwingt. Solche Stellungen werden als Aufgaben (Probleme) veröffentlicht, deren Lösung vielen Schachfreunden großen Genuß bereitet. Der Problemkomponist (Problemdichter) strebt danach, daß die Züge des Siegers möglichst gewagt, für diesen selbst gefährlich oder ganz unnütz aussehen, mithin überraschend auf den Löser wirken. Das beliebteste Mittel hierzu ist das Opfer von Figuren. Die schönsten Erzeugnisse der P. sind durchweg Mattführungen in 3–5 Zügen. Im »Selbstmatt« (eine Partei zwingt die andre, das Matt zu geben) sind zwar auch seine Probleme geschaffen worden, doch kann diese Aufgabengattung als nicht natürlich nur eine Nebenrolle spielen. Die P., die man nicht unpassend als »Poesie des Schach« bezeichnet hat, ist so alt wie das Spiel selbst, erfreut sich aber erst seit etwa 1850 sorgsamer Pflege. 25 Jahre genügten, die P. zur Blüte zu bringen; seitdem hat sie sich auf ihrer Höhe erhalten können, ein weiterer Fortschritt ist jedoch nicht möglich. Die berühmtesten Problemkomponisten sind die Deutschen Philipp Klett (Ludwigsburg), Johannes Kohtz (Königsberg) und Karl Kockelkorn (Köln), der Deutsch-Österreicher Johann Berger (Graz), die Amerikaner Samuel Loyd und W. A. Shinkman; danach können auch die Engländer Frank Healey und J. G. Campbell genannt werden. Als Bahnbrecher erwarb sich in den 1850er und 60er Jahren Konrad Bayer (Olmütz) hohes Verdienst, und neuerdings haben sich viele Böhmen (Dobrusky, Chocholous, Pospisil u. a.) durch ihre elegante Konstruktion einen Namen gemacht (sogen. Böhmische Schule). Vgl. Lange, Handbuch der Schachaufgaben (Leipz. 1862); Kohtz und Kockelkorn, 101 ausgewählte Schachaufgaben (Braunschw. 1875); Klett, Schachprobleme (Leipz. 1878); J. Berger, Das Schachproblem (das. 1884); H. v. Gottschall, Kleine Problemschule (das. 1885).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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