Postpaketverkehr

Postpaketverkehr

Postpaketverkehr, Annahme, Beförderung und Zustellung von Paketen durch die Post. Schon die Vorläufer der modernen Post haben gelegentlich Pakete befördert. Erfordert auch die Paketbeförderung nicht wie die Briefpost den gemeinwirtschaftlichen Betrieb (Staatsbetrieb mit Postzwang), so hat doch der P. vor ähnlichen Veranstaltungen der Eisenbahn und Privater voraus, daß die Auslieferungseinrichtungen leichter erreichbar, das Eintreffen des Pakets am Bestimmungsorte sicherer vorausberechnet werden kann, auch die Portosätze meist billiger sind. Diese Vorzüge sind so groß, daß der Postzwang für Pakete, wie er in Preußen bis 1860 bestand, ganz aufgehoben ist. In der Schweiz sind heute noch Pakete bis 5 kg postzwangspflichtig, in Rußland gemünztes russisches Geld. Einen gewaltigen Aufschwung nahm der P. zuerst in Deutschland infolge der Postpaketreform von 1873, namentlich durch die Einführung des billigen Einheitsportos für Pakete bis zum Gewicht von 5 kg (s. Porto). Dieses Einheitsporto gilt auch im Verkehr mit unwesentlichen Abweichungen in Österreich-Ungarn. Außer in Deutschland und Österreich-Ungarn bestand eine staatliche Paketpost schon länger in Belgien, Dänemark, Luxemburg, Rußland, Schweden, Norwegen, der Schweiz und Britisch-Indien, während Frankreich, England, Italien sowie die meisten zivilisierten Länder einen P., wenn auch im beschränkten Umfang, erst im Anschluß an die internationalen Übereinkünfte über den Austausch von Postpaketen (Paris 1880, Lissabon 1885, Wien 1891, Washington 1897) einführten. Der P. erfordert umfassende Betriebsmittel und ein zahlreiches Personal (s. Paketpostamt, Postfuhramt); in großen Städten (Köln, Dresden, Berlin) bestehen besondere Postverladebahnhöfe mit umfangreichen Gleisanlagen, wo die Eisenbahnpostwagen versandfertig gemacht und erst dann in die Züge einrangiert werden. Seit 1904 haben die preußische und andre Eisenbahnverwaltungen ihren Expreßgutverkehr, um in Mitbewerb mit dem P. zu treten, erheblich vervollkommt, auch Eisenbahnpaketadressen eingeführt. Aufgegeben wurden Pakete ohne Wertangabe in Millionen: im Reichspostgebiet 1876: 47; 1886: 78; 1896: 128; 1904: 181, darunter 8,5 nach Bayern und Württemberg und 9,5 nach dem Ausland und den deutschen Schutzgebieten. Der gesamte innere P. betrug 1904 in Deutschland 198 und 3 Wertstücke, in Großbritannien 97, in Frankreich 63, in Österreich-Ungarn 87,5, in der Schweiz 29, Italien 13 Mill. einschließlich der Wertstücke.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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