- Pola
Pola (serbokroat. Pulj), Stadt in Istrien, an der Westküste der Halbinsel, nahe ihrer Südspitze, im Innern einer Bucht, die den geräumigen und sichern Hafen von P. bildet, an der Staatsbahnlinie Triest-P. gelegen, ist der Hauptkriegshafen der österreichisch-ungarischen Monarchie und eine Festung ersten Ranges.
Vor der Hafeneinfahrt liegen die Brionischen Inseln (s. d.), mit dem Festlande den breiten Kanal von Fasana bildend, der als Außenhafen von P. dient. Der eigentliche Hafen zieht sich in einer Ausdehnung von 5,5 km zuerst nach SO., dann nach NO., hat eine Fläche von 8,5 qkm und enthält vier kleine Inseln, darunter die Oliveninsel. Gegenüber dieser Insel erhebt sich am Ostufer des Hafens die alte Stadt um den Fuß eines Hügels, der mit einem Kastell von 1630 gekrönt ist. Ringsherum gruppieren sich die übrigen neu angelegten Stadtteile. Südwestlich erstreckt sich das Ufer entlang das Seearsenal, ein großartiger Komplex von Werkstätten und Magazinen, der durchschnittlich 3000 Arbeiter beschäftigt, mit einem Marinemuseum und Waffensaal. Hierzu gehört auch die erwähnte Oliveninsel mit Schiffswerften, Trocken- und Schwimmdock. Hinter dem Arsenal befindet sich der Stadtteil San Policarpo mit der neuen, schönen Marinegarnisonkirche Madonna del Mare, einer Basilika mit Glockenturm, ferner der Marinekaserne, den Marineschulen, einem Spital und einem Park mit dem Denkmal des ehemaligen Marinekommandanten Erzherzog Maximilian (eine Säule mit Schiffsschnäbeln und einer Viktoria). Zwischen der Stadt und San Policarpo liegt der Monte Zaro, der das hydrographische Amt mit Seewarte etc. enthält. In dem Park vor diesem Gebäude steht das Denkmal des Admirals Tegetthoff von Kundmann (1877). Das nördliche Ufer des Hafens entlang liegen die Artillerielaboratorien und Pulvermagazine, am nordöstlichen Ufer der Bahnhof, von dem Gleise längs des Kais zum Seearsenal sowie über eine eiserne Brücke zur Oliveninsel führen. Der nördliche Teil des Hafenbeckens zwischen der Oliveninsel, dem Bahnhof und dem Stadtkai dient als Handelshafen, der südliche Teil als Kriegshafen. Die dominierenden Hügel rings um die Stadt und den Hafen sind mit 28 Forts besetzt. Die Forts Maria Luise und Punta Christo verteidigen die Einfahrt in den Hafen; auf der Südseite der Hafenbucht liegen die Forts Musil, Max, Stoja, Bourguignon, Verudella und Cassoni, auf der Nordseite die Forts Monte Grosso, Castellier, Cerella, San Giorgio, östlich von der Stadt die Forts Mouvidal und San Michele. Auf der Brionischen Insel erhebt sich endlich das Fort Tegetthoff nebst andern Werken. Die wichtigsten Forts sind mit Panzertürmen versehen.
Die eigentliche Stadt besitzt an bemerkenswerten Bauten: einen Dom (dreischiffige Basilika mit antiken Säulen) von 1451, das ehemalige Kloster San Francesco (jetzt Militärmagazin) mit romanischem Portal und schönem Kreuzgang, das Admiralitätsgebäude, das Stadthaus (13. Jahrh.), das Theater und das Marinekasino. Bedeutend sind die Denkmäler aus der Römerzeit. Die Porta Aurea ist ein zierlicher, 8,5 m hoher, von der Familie der Sergier errichteter Triumphbogen, mit korinthischen Säulen, Basreliefs und zwei Viktorien. An der Nordseite des Kastellhügels befinden sich die Porta Ercole (Herculea) und das eigentliche Haupttor, die Porta Gemina (Jovia). Das großartigste Werk ist aber das Amphitheater, wahrscheinlich 69–89 n. Chr. von Vespasian ausgeführt, oval, 137,4 m lang, 110,5 m breit und 24 m hoch, aus weißem Kalkstein erbaut, in zwei Ordnungen je 72 Bogen enthaltend, von denen jedoch in der untern Reihe 32 zum Teil oder ganz wegfallen, da sich das Gebäude im O. an einen Hügel lehnt. Gegenwärtig steht nur die äußere Umfassung noch aufrecht. Das Amphitheater faßte an 20,000 Menschen und war auch zur Ausführung von Naumachien eingerichtet. Am großen Platz, dem alten Forum, befindet sich der Tempel des Augustus und der Roma (19 v. Chr.), 8,3 m hoch, 15,7 m breit, mit einer Vorhalle von korinthischen Säulen und trefflichen Ornamenten am umlaufenden Fries, und ein angeblich der Diana geweihter Tempel, von dem nur noch die Rückseite erhalten ist. P. zählt (1900) mit Einschluß von 7657 Militärpersonen 36,227 (als Gemeinde 45,205) Einw., davon 24,056 mit italienischer, 10,388 mit serbokroatischer und 4654 mit deutscher Umgangssprache. Abgesehen von der Beschäftigung bei den Marineanstalten wird hauptsächlich Handel und Steingewinnung betrieben. 1904 sind im Handelshafen von P. 2614 beladene Schiffe von 593,087 Ton. eingelaufen. P. ist Sitz des Hafenadmiralats, des Hafen- und Seearsenalkommandos, einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts, eines Hafenkapitanats und eines Domkapitels; es besitzt ein deutsches Obergymnasium, eine von der Marineverwaltung unterhaltene deutsche Unterrealschule, ein italienisches Mädchenlyzeum, ein städtisches archäologisches Museum, Bibliothek, Sparkasse, ein Marine- und ein Zivilspital und ein Marinegefangenhaus. P. ist mit einer Wasserleitung, elektrischer und Gasbeleuchtung versehen und hat elektrische Straßenbahn, neue Markthallen und eine Seebadeanstalt. Ein beliebter Spaziergang ist der östlich von der Stadt gelegene Kaiserwald. – Die Stadt, am Polaticum promontorium (jetzt Punta di Promontorio) gelegen, nach Beendigung des istrischen Krieges (178 v. Chr.) und dem Falle Nesaktons, dessen Trümmer in der Nähe von P. zu sehen sind, wie Triest (Tergeste) als Militärkolonie von den Römern gegründet, wurde 39 v. Chr. von Augustus zerstört, 33 aber unter dem Namen Pietas Julia wieder aufgebaut und entwickelte sich zum Hauptort Istriens; es war reich an prächtigen Gebäuden (besonders das Amphitheater), hatte Bäder, Aquädukte und eine Bevölkerung von 36,000 Menschen. Besonders begünstigt wurde P. vom Kaiser Septimius Severus, der früher Statthalter von Istrien gewesen. Zu seiner Zeit führte P. den stolzen Namen einer Respublica Polensis und erreichte damals seine höchste Blüte. Im Mittelalter Vorort Istriens und als ehemalige Römer-, dann mittelalterliche Bischofsstadt im Besitz eines bedeutenden Territoriums, einer Contea (Grafschaft), wurde es 1148 von den Venezianern, 1192 von den Pisanern und dann wieder von den Venezianern erobert. Infolge einer Empörung wurde die Stadt 1267 abermals verwüstet. 1379 erfochten die Genuesen bei P. einen Seesieg über die Venezianer und zerstörten die Stadt vollständig. Mit Istrien kam sie 1797 an Österreich. Vgl. Stancovich, Dell' anfiteatro di P. (Vened. 1822); »P., seine Vergangenheit, Gegenwart u. Zukunft« (Wien 1886); Stache, Die Wasserversorgung von P. (das. 1889).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.