- Paul [4]
Paul, 1) Oskar, Musikgelehrter, geb. 8. April 1836 zu Freiwaldau in Schlesien, gest. 18. April 1898 in Leipzig, studierte in Leipzig Theologie, wandte sich jedoch bald ausschließlich der Musik zu und bildete sich am Leipziger Konservatorium, später noch durch Privatunterricht bei Plaidy, Richter und Hauptmann. 1860 an der Universität Leipzig zum Doktor promoviert, habilitierte er sich 1866 an derselben als Dozent für die Musikwissenschaft und wurde 1874 zum Professor ernannt. Daneben wirkte er seit 1869 als Lehrer am Konservatorium. Er veröffentlichte außer Beiträgen für Musikzeitungen: »Die absolute Harmonik der Griechen« (Leipz. 1867), »Geschichte des Klaviers« (das. 1868), ein »Handlexikon der Tonkunst« (das. 1869–73, 2 Bde.), eine Übersetzung der »Fünf Bücher von der Musik« des Boethius (das. 1873) und ein »Lehrbuch der Harmonik« (das. 1880). Auch gab er M. Hauptmanns nachgelassene »Lehre von der Harmonik« (Leipz. 1868) heraus.
2) Hermann, Germanist, geb. 7. Aug. 1846 in Salbke bei Magdeburg, machte seine Studien in Berlin und Leipzig, habilitierte sich 1872 an der Universität Leipzig, wurde 1874 als außerordentlicher Professor nach Freiburg i. Br. berufen, 1877 daselbst zum ordentlichen Professor ernannt und ging 1893 in gleicher Stellung von dort nach München. Er veröffentlichte: »Über die ursprüngliche Anordnung von Freidanks Bescheidenheit« (Leipz. 1870), den Vortrag »Gab es eine mittelhochdeutsche Schriftsprache?« (Halle 1873), eine Ausgabe des »Gregorius« von Hartmann von Aue (das. 1873), »Zur Lautverschiebung« (1874), »Kritische Beiträge zu den Minnesingern« (1876), »Zur Nibelungenfrage« (Halle 1877), »Untersuchungen über den germanischen Vokalismus« (das. 1879), »Prinzipien der Sprachgeschichte« (das. 1880, 3. Aufl. 1898), »Mittelhochdeutsche Grammatik« (6. Aufl., das. 1904), »Deutsches Wörterbuch« (das. 1896). Mit W. Braune gab er die »Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur« heraus (Halle 1874–91, Bd. 1–15; jetzt fortgesetzt von E. Sievers), allein den »Grundriß der germanischen Philologie« (Straßb. 1889–93, 2 Bde.; 2. Aufl. 1896 ff.); auch eine »Altdeutsche Textbibliothek« erscheint seit 1882 unter seiner Leitung (in Halle).
3) Adolf, finnländ. Schriftsteller, geb. 6. Jan. 1863 in Bromö (Schweden), erhielt seine Ausbildung in Finnland, studierte Musik bei deutschen Meistern und wohnt seit 1889 in Berlin als Korrespondent finnischer und schwedischer Blätter. Er schrieb (in schwedischer und deutscher´Sprache) die Romane: »Ein Mensch« (1891), mit den Fortsetzungen »Mit dem falschen und dem ehrlichen Auge« (1895) und »Blindekuh«, die Geschichte eines Kindes (1894); die Novellen »Rippergeschichten« (1892), »Sagen aus der Einöde« (1895; deutsch: »Ein gefallener Prophet«, Münch. 1895), den Lübecker Roman »Die Madonna mit dem Rosenbusch« (Hamb. 1903) und die Dramen »Alte Sünden« (Berl. 1893), »König Kristian II.« (1899; deutsch, Leipz. 1903), »Karin Månstochter« (1899; deutsch, das. 1903), »Harpagos« (1900; deutsch, das. 1903), »Heroische Komödien« (erste Folge: David und Goliath u.a., deutsch, das. 1902), »Doppelgängerkomödie« (1903) und »Hille Bobbe«, Komödie (Berl. 1905). Pauls Bühnenwerke wurden mit gutem Erfolg ausgeführt; er ist ein liebenswürdiger Schilderer derber Motive und entwickelt viel Sinn für Humor.
4) Jean, Pseudonym des Schriftstellers Jean Paul Friedrich Richter (s. d.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.