- Paracélsus
Paracélsus, Philippus Aureolus P. Theophrastus Bombastus von Hohenheim, Arzt und Naturforscher, geb. 17. Dez. 1493 zu Maria-Einsiedeln im Kanton Schwyz, gest. 24. Sept. 1541 in Salzburg, erhielt von seinem Vater, einem Arzt und Chemiker, den ersten Unterricht, arbeitete im Bergwerkslaboratorium in Schwatz in Tirol, wurde hier in die Alchimie eingeweiht, durch sein nüchternes, praktisches Streben aber der Begründer der pharmazeutischen und dadurch der medizinischen Chemie. Er entdeckte mehrere chemische Verbindungen und gewann eine Vorliebe für metallische Mittel. Damals schrieb er über die Krankheiten der Bergleute. Er besuchte dann Hochschulen, machte große Reisen, war Feldarzt in mehreren Kriegen und wurde 1526 Stadtarzt in Basel, wo er an der Hochschule vielbesuchte Vorlesungen hielt. P. betonte den Wert der Erfahrung und des Experiments und sagte sich von der alten Schule völlig los, er betrachtete den Menschen als einen Teil der Natur und das Leben als einen organisch-chemischen Prozeß, wobei der Zeit entsprechend mancherlei Alchimistisch-Kabbalistisches mit unterläuft. Der Arzt muß die Heilkraft der Natur zu erkennen und zu benutzen suchen. Er suchte die Heilstoffe (Arcana) in der einfachsten Form darzustellen, und unter diesen wollte er die Spezifika gegen jeweils einen Krankheitsorganismus ermitteln. Bei der Wundbehandlung empfahl er vor allem große Reinlichkeit. Wegen Streitigkeiten mit den Baseler Ärzten und dem Magistrat verließ er 1528 Basel und führte fortan, oft im höchsten Elend, ein unstetes Leben. Er ging nach Kolmar, 1529 über Eßlingen nach Nürnberg, und in dieser Zeit entstanden die Schriften über Syphilis; 1530 verfaßte er in Regensburg die Schriften »Paramirum«, »Paragranum« (beide hrsg. von Strunz, Jena 1904) etc., die das System der Medizin enthalten. 1531 wurden in St. Gallen die theologisch-philosophischen Schriften verfaßt, die ihn als eine religiöse Natur kennzeichnen. In Augsburg gab er 1536 seine »Große Wundarzney« heraus. Zuletzt scheint er einige ruhigere Jahre in Salzburg verlebt zu haben. In der St. Sebastianskirche zu Salzburg findet sich noch sein Grabmal. Die Leidenschaftlichkeit und Marktschreierei, mit der P. auftrat, haben lange eine gerechte Würdigung seiner Verdienste beeinträchtigt. Als Schriftsteller erscheint P. verworren und dunkel; sein Stil ist schwülstig, nicht selten pöbelhaft. Die vollständigsten Ausgaben seiner Schriften erschienen in Basel (1589, 10 Bde.), Straßburg (1616–18, 3 Bde.) und Genf (1658, 3 Bde.). Vgl. M. B. Lessing, Paracelsus (Berl. 1839); Marx, Zur Würdigung des Theophrastus von Hohenheim (Götting. 1842); Mook, Theophrastus P. (Würzb. 1876); Hartmann, Life of Phil. Theophrastus P. (Lond. 1887); Schubert und Sudhoff, Paracelsus-Forschungen (Frankf. a. M. 1887–89,2 Hefte); Sudhoff, Bei such einer Kritik der Echtheit der Paracelsischen Schriften (Berl. 1894–99, 2 Tle.); Kahlbaum, Theophrastus P. (Basel 1894); Franz Hartmann, Grundriß der Lehren des Theophrastus P. von Hohenheim (Leipz. 1898) und Die Medizin des Theophrastus P. (das. 1899); Netzhammer (Benediktiner), Theophrastus P. (Einsiedeln 1901); R. J. Hartmann, Theophrast von Hohenheim (Stuttg. 1904); Strunz, Theophrastus P., sein Leben und seine Persönlichkeit (Jena 1904).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.